Autonom und trotzdem „auf Linie“

Autonom und trotzdem „auf Linie“
Bus ohne Fahrer. Regelbetrieb in Pörtschach als Österreich-Premiere: ein Lokalaugenschein am Wörthersee

Es ruckelt ein wenig, dann schiebt der Elektromotor den 2,4 Tonnen schweren Bus vom Pörtschacher Bahnhof über die schmale Straße in Richtung Wörthersee. 20 km/h sind als Höchstgeschwindigkeit ausgerufen, denn immerhin handelt es sich um eine Österreich-Premiere: Erstmals fährt ein autonomer Bus im täglichen Linienbetrieb.

Er stoppt, denn eine weiteres Novum steht bevor: noch nie hat ein solches Roboter-Gefährt eine Bundesstraße gequert. Dafür wurden eigens „Vorsicht – autonomes Verkehrsmittel“-Verkehrszeichen sowie Bodenmarkierungen kreiert und bewilligt. Es dauert doch vier, fünf Minuten, bis sich auf dem stark befahrenen Hauptverkehrsweg eine Lücke auftut. „Sicherheit ist unsere Maxime, nicht Geschwindigkeit“, sagt Walter Prutej, Projektleiter der Firma Suraaa, die vom Verkehrsministerium Grünes Licht für die smarten Fahrten erhielt.

Er kann, aber darf nicht

Plötzlich schwenkt der Bus selbstständig nach rechts. Die Sensoren, die die Strecke kennen und sie nach etwaigen Hindernissen abtasten, haben bemerkt, dass der Bus von einem Pkw überholt wird. Dann stoppt der E-Bus wenig smart knapp neben einem am Straßenrand parkenden Pkw, klingelt wie eine Straßenbahn und hupt, als nichts passiert. Beides ist natürlich vergebens. „Der Bus könnte jetzt selbstständig ausscheren und das Problem lösen, das wurde aber noch nicht bewilligt“, erklärt Jennifer Amritzer. Sie ist eine von sechs ausgebildeten „Operators“, die verpflichtend an Bord sein müssen und mit einer Art Gamepad notfalls steuernd oder bremsend eingreifen. Die restliche Fahrt zu den Stationen Parkbad, Seeblick und retour zum Bahnhof verläuft reibungslos und angenehm.

Das weiß-gelbe Vehikel wird in Pörtschach von Touristen und Einheimischen gleichermaßen bestaunt und genutzt. Bis 31. Oktober wird es wochentags von zehn bis 16 Uhr kostenlos verkehren, Fahrgäste können dabei im 15-Minuten-Takt vom See bis zum Bahnhof pendeln. Das ist aber erst der Anfang: „Es handelt sich um einen Forschungs-Echtbetrieb. Jedes Manöver des Busses wird aufgezeichnet, jeder Fahrgast gezählt, auch eine Akzeptanzanalyse der Fahrgäste wird erstellt“, erklärt Albert Kreiner von der Wirtschaftsabteilung der Landesregierung, die das Projekt bis zum Jahr 2020 mit 213.000 Euro jährlich unterstützt.

Neue Geschäftsmodelle

Die Fachhochschule Kärnten erarbeitet Geschäfts- und Nutzungsmodelle, vorwiegend für den ländlichen Raum. Kreiner: „Man kann dieses Smart Shuttle beispielsweise für Serviceleistungen wie das Einkaufen nutzen.“

In der Gemeinde Pörtschach gibt es bereits konkrete Pläne: Der weitere Ausbau der Route ist ebenso beschlossene Sache wie ein revolutionäres Smart-Lightning-System entlang der Teststrecke: „Intelligente“ Straßenlaternen sind mit E-Auto-Ladesäulen, Netzwerk-Basisstationen und Smart-City-Infos samt Daten zu Wetter, Verkehr, Sicherheit und Umweltbedingungen ausgerüstet.

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