Armut schadet der Gesellschaft

Laut Statistik leben 511.000 Österreicher unter der Armutsgrenze - was bedeutet, sie haben Schwierigkeiten, die Wohnung angemessen warm zu halten, regelmäßige Zahlungen rechtzeitig zu begleichen (z.B. Miete), notwendige Arzt- oder Zahnarztbesuche in Anspruch zu nehmen, unerwartete Ausgaben bis zu 900 Euro zu finanzieren oder neue Kleidung zu kaufen.
Da die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird, warnt die Armutskonferenz anlässlich des "Internationalen Tages der Beseitigung von Armut" am Mittwoch vor dieser Entwicklung für die Gesellschaft. Diese wirke sich nämlich nicht nur negativ auf die Lebenserwartung und Gesundheit der Betroffenen aus, sondern trage am Ende auch zu höheren Kosten für die Gesellschaft bei.
Gesamtvermögen ungleich verteilt
In vielen Haushalten müsse am Monatsende die Entscheidung getroffen werden, ob man die Miete zahlen oder sich beim Supermarkt Essen kaufen wolle, erklärte Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie Österreich. "Das sind Entscheidungen, die furchtbar sind, die aber in Österreich stattfinden."
Laut Schenk ist der Grund für die Unterschiede in der steigenden Zahl von Menschen mit prekären Jobs zu finden, die von ihrem Gehalt nicht mehr leben können. Noch stärker seien die Unterschiede beim Vermögen, in das auch Immobilien, Aktien und Unternehmensbeteiligungen einberechnet werden: "Die obersten zehn Prozent der Bevölkerung besitzen die Hälfte des Gesamtvermögens."
Teure Schere
"Diese Schere kommt uns teuer," so der Experte, und zählte unter anderem chronische Krankheiten, eine geringere Lebenserwartung, mehr Schulabbrecher und vollere Gefängnisse als volkswirtschaftliche Folgen auf. All dies bewirke höhere Kosten für die Gesamtgesellschaft.
Die 10.000 Schüler etwa, die jährlich die Schule abbrechen, kosten dem Staat durch steigende Sozialausgaben, höhere Gesundheitskosten und entgangene Steuereinnahmen 3 Milliarden Euro, rechnete Schenk vor. Die wirtschaftliche Krisensituation trage dazu bei, die Schere zu vergrößern.
Gegenmaßnahmen
Die Armutskonferenz drängt daher nun auf Gegenmaßnahmen. So sollten nicht nur in den Finanz- und Bankensektor investiert werden, sondern auch in die "Stabilisierung des sozialen Ausgleichs." Die Beratungsangebote für Menschen in Notlagen müssten dringend ausgebaut worden, so eine Forderung.
54.000 Menschen haben sich laut "Schuldenreport 2012" 2011 an die Schuldenberatung gewandt. Im Durchschnitt seien sie mit 73.000 Euro verschuldet gewesen, so Maria Kemmetmüller, stellvertretende Geschäftsführerin der ASB Schuldnerberatungen.
Die 9. Armutskonferenz findet am 23. und 24. Oktober in Salzburg statt, wo Lösungsansätze und neue Projekte diskutiert werden sollen.
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