Auf der Jagd nach "Nazi-Gold" in Vorarlberg
Ein Team von Schatzsuchern will Ende August am Lünersee bei Brand (Brandnertal) nach dort angeblich vergrabenem "Nazi-Gold" suchen. Betreiber des Projekts ist laut einem Bericht der Vorarlberger Nachrichten der US-Amerikaner Norman Scott mit seiner Firma "Global Explorations", die vor einigen Jahren bereits den Toplitzsee erfolglos nach Schätzen absuchte. Der Grundeigentümer, der Vorarlberger Kraftwerksbetreiber Illwerke/VKW, hat zu dem Vorhaben seine Zustimmung erteilt. Beim Bundesdenkmalamt, das die Grabungen bewilligen muss, ist bisher allerdings kein Antrag der Schatzsucher eingegangen.
Juwelen, seltene Briefmarken und Goldbarren
So zumindest soll die Geschichte einer der Beteiligten, ein zum Tode verurteilter SS-Mann, dem Arzt Wilhelm Gross erzählt haben. Den Bericht des Nationalsozialisten gab Gross an den US-Geheimdienstmann Edward G. Greger weiter, gemeinsam wollten sie den Schatz heben. Doch Gross soll bald darauf auf geheimnisvolle Art verschwunden sein. Greger schrieb gar ein Buch über das "Nazi-Gold". Die Chance, die Kisten zu finden, schwanden 1956, als die Illwerke einen Staudamm an dem See errichteten. Der Wasserspiegel stieg deutlich, die Ufer wurden geflutet.
Hälfte-Hälfte
2010 erhielten die Illwerke eine erste Anfrage von Scotts Team, so Christof Burtscher von der Kommunikationsabteilung des Energieversorgers. Nach einigem E-Mailverkehr habe man zugestimmt, dass auf dem Grund der Illwerke gegraben werden dürfe. Man habe die Schatzsucher aber auf eine nötige Bewilligung des Bundesdenkmalamts hingewiesen und darauf, dass eine Reihe von Auflagen einzuhalten seien - etwa darf nur händisch gegraben werden - sowie dass nach österreichischem Recht Funde je zur Hälfte dem Grundeigentümer und dem Finder gehörten. Man lege zudem Wert darauf, dass bei einem etwaigen Fund die Illwerke-Hälfte an Holocaust-Opfer gehe, betonte Burtscher.
2011 seien die Schatzsucher dann unter der vorgeschriebenen Begleitung eines Archäologen am See gewesen, aufgrund ungeeigneter Geräte hätten sie die Suche im felsigen Untergrund jedoch abgebrochen. Nun sieht Scott offenbar seine Chance gekommen: Wegen Instandhaltungsarbeiten wurde das Wasser des Lünersees abgesenkt. Scotts Team hat sich daher bei den Illwerken für Ende August/ Anfang September angekündigt. "An der tiefsten Stelle misst der See aber noch immer 50 Meter", erklärte Burtscher. Zudem beginne man langsam wieder damit, den See zu befüllen. Das Zeitfenster für eine Suche wäre also klein.
Außerdem fehlt noch die Bewilligung durch die Denkmalschützer. "Wir haben von der Sache bisher nur aus den Medien gehört. Uns liegt kein Ansuchen vor", so Bernhard Hebert, Leiter der Abteilung Archäologie des Bundesdenkmalamts am Donnerstag. Nötig seien dazu etwa eine genaue Projektbeschreibung, und das Ansuchen müsse von einem Archäologen kommen, der das Projekt begleite. Es sei "schwer vorstellbar, dass bis dahin alles geklärt sein wird", so Hebert angesichts des Zeitplans der Schatzsucher. Im Fall eines Fundes sah Hebert jedenfalls viele Probleme: "Wenn das Güter sind, die Häftlingen im KZ abgenommen wurden, gibt es Rechtsnachfolger - das dürfte eine ziemlich verzwickte Angelegenheit werden."
Kommentare