408.000 Kinder und Jugendliche in Österreich armutsgefährdet

Volkshilfe: Als Erwachsene seien armutsbetroffene Kinder häufiger arbeitslos und armutsgefährdet.

Die Spendenkampagne der Volkshilfe gegen Kinderarmut in Österreich geht in eine zweite Runde. Die jährlich steigenden Armutszahlen sprechen für die Fortführung, meinte der Direktor der Volkshilfe Österreich, Erich Fenninger. "25 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 20 Jahren sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, in absoluten Zahlen betrifft dies 408.000 Kinder und Jugendliche."

"Wir fordern, das Aufwachsen in Armut zu stoppen, Chancengerechtigkeit herzustellen und kein Kind – unabhängig von sozialer, materieller oder geografischer Herkunft – zurückzulassen", erklärte Fenninger am Donnerstag. Die Ergebnisse der von der Volkshilfe zuletzt durchgeführten Studien und Umfragen zeigten, dass armutsbetroffene Kinder und Jugendliche in vielen Bereichen klar benachteiligt sind. Sie sind öfter krank, ihre emotionale und kognitive Entwicklung ist verzögert, sie bringen schlechtere schulische Leistungen und besuchen seltener höhere Schulformen.

Darüber hinaus wird deutlich, dass sich Armut langfristig auf das Leben der Kinder auswirkt. Als Erwachsene sind sie häufiger arbeitslos und armutsgefährdet. "Hier setzt unsere Spendenkampagne an: Wir fordern Chancengleichheit für alle Kinder, unabhängig von der finanziellen Situation der Familie. Jedes Kind muss die Möglichkeit haben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und Vorstellungen vom eigenen Leben in die Realität umzusetzen", stellt die Präsidentin der Volkshilfe Österreich, Barbara Gross, fest.

"Massive Auswirkungen" auf weiteren Lebensweg

Der Sozialbarometer zeige, dass jenen, die selbst Betroffene kennen, die negativen Auswirkungen klar erkennen. So meinen 87 Prozent, dass die Teilnahme an kostenpflichtigen Aktivitäten für Kinder aus armutsgefährdeten Familien nicht möglich ist. 80 Prozent sind der Meinung, dass arme Kinder Nachteile in der Schule haben und weitere 77 Prozent sehen massive Auswirkungen auf den weiteren Lebensweg.

Unterschätzt wird dagegen nach wie vor auch der Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit. Während 58 Prozent jener, die armutsgefährdete Kinder und Jugendliche kennen, glauben, dass Aufwachsen in ökonomischer Knappheit häufiger krank macht, glauben dies "nur" 47 Prozent jener, die Betroffene nicht kennen. Aktuelle Daten zeigen aber, dass sich Einkommensarmut negativ auf das Sterbealter auswirkt - Arme sterben früher.

Zusammenhang zwischen Armut und Bildung

In mehreren Länderstudien zeigt sich, dass Kinder aus ärmeren Familien schlechter ernährt sind, sich häufiger verletzen, mehr Infektionskrankheiten und mehr Karies als ihre Altersgenossen aus wohlhabenden Familien haben. "Diese Zusammenhänge müssen aufgebrochen werden", forderte Fenninger.

Ein weiterer wichtiger Zusammenhang besteht zwischen Armut und Bildung. "Wir wissen, dass eine gute Bildung das Risiko, in Armut zu geraten vermindert. Auf der anderen Seite beschränkt Armut die Möglichkeit, eine gute Bildung zu erreichen", erklärte Fenninger. So gehen aktuell 54 Prozent der Kinder aus armutsgefährdeten Haushalten in die Hauptschule, aber nur 22 Prozent der Kinder aus Haushalten mit hohem Einkommen. Ein starker Zusammenhang zeigt sich auch zwischen der Bildung der Eltern und der Schulwahl. Außerdem besuchen Kinder mit Migrationshintergrund seltener eine weiterführende Schule als Kinder mit österreichischer Staatsbürgerschaft.

"Um dem Zusammenhang zwischen sozialem Status und Bildung entgegenzuwirken, braucht es ein integratives Bildungssystem, das auf die Stärken aller Kinder ausgerichtet ist." Ein hohes Bildungsniveau bringe ein niedrigeres Arbeitslosenrisiko mit sich, eine höhere Beschäftigungsstabilität und somit höhere Einkommenschancen, so Fenninger.

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