183 Tage bis zur Operation

Ein Blick durch eine Tür in einen Operationssaal mit medizinischem Personal bei der Arbeit.
Lange Wartezeit an Grazer Augenklinik / Doch kein Personalmangel an Chirurgie.

Sechs Monate oder exakt 183 Tage gedulden müssen sich Patienten derzeit an der Grazer Augenklinik, wenn sie Operationen wegen des grauen Stars benötigen. Drei Monate Wartezeit sind es für diesen Eingriff im LKH Bruck an der Mur. An der Grazer Unfallchirurgie wartet man vier bis fünf Wochen auf Operationen, ebenso lang auf Herzkatheder. Bei Hüftoperationen und Eingriffen am Knie fallen zehn Wochen an.

"Jeder Tag, der ohne Notwendigkeit vergeht, ist ein schlechter Tag. Den müssen wir verhindern", betont ÖVP-Spitalslandesrat Christopher Drexler und kündigt an, bis Jahresende eine "transparente Warteliste" zu schaffen. Ähnlich wie in Niederösterreich und dem Burgenland sollen die Patienten sehen, wo sie gereiht sind und wie lange die durchschnittliche Wartezeit ist.

Vor allem an der Augenheilkunde seien die Wartezeiten erheblich, gesteht Drexler ein. "Das liegt aber an der Steigerung der Eingriffe durch medizinischen Fortschritt und die demografische Entwicklung." Laut Karlheinz Tscheliessnigg, Vorstand der Spitalsholding, habe es im Vorjahr allein um ein Drittel mehr Operationen wegen grauen Stars gegeben als 2011, 12.500 nämlich statt 9700. Das soll mit einer dritten Dienstschicht und der Ausbildung weiterer Operateure abgefangen werden.

Debatte im Landtag

In den vergangenen Wochen geriet aber vor allem die Unfallchirurgie erneut ins Blickfeld. Dort sei "Gefahr im Verzug", mahnten einige Mediziner bereits 2013 und sammelten Unterschriften. Die FPÖ brachte gestern im Landtag eine 23-teilige Anfrage an Drexler wegen "Ärztemangels" ein: Nach dem Abgang von sechs Chirurgen habe sich die Situation zugespitzt.

Der Spitalslandesrat wehrt jedoch ab. "Die zimmern eine große Krise. Das gehört im Vorfeld von Landtagswahlen dazu, dass Oppositionspartei etwas probieren", kontert Drexler. Nur von einem Chirurgen haben man sich getrennt. "Das Ausscheiden eines einzelnen Mediziners bringt unser System nicht zum Wanken."

Abteilungen vereint

Tscheliessnigg, selbst Herzchirurg, verweist auf den Personalstand: Acht Oberärzte machen an der Unfallchirurgie Dienst, "vier ältere, vier jüngere. Das ist ein gesundes System." Die Aufregung sei der Zusammenlegung der Abteilung mit der Orthopädie zuzuschreiben. "Die ist in der Kombination nicht sehr beliebt. Aber irgendwann werden auch Unfallchirurgen bemerken, dass ein zweites Fach nicht so schlecht ist."

Tscheliessnigg operiert auch mit anderen Zahlen: In der Grazer Chirurgie gäbe es 60 Betten und 2400 stationäre Patienten pro Jahr, während die vergleichbare Abteilung in Innsbruck mit ihren 105 Betten und 6300 Patienten mit fünf Medizinern auskomme.

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