Zwei gestohlene Polizeipistolen sichergestellt, Täter gefasst

(Symbolbild)
17-Jähriger griff bei Reinigungsarbeiten in zwei Polizeiinspektionen spontan zu.

Die oberösterreichische Polizei hat zwei aus verschiedenen Inspektionen kürzlich verschwundene Glock-Pistolen sichergestellt. Sie waren laut Ermittlern von einer 17-jährigen Reinigungskraft gestohlen worden. Das Motiv des mutmaßlichen Täters: Er wollte Waffen besitzen, wie er sie im Fernsehen und in Videospielen gesehen hatte. Ein terroristischer Hintergrund wird vorerst ausgeschlossen.

Die Rolle eines Polizisten in einer Inspektion im Bezirk Wels-Land ist noch ungeklärt. Er hatte Anfang Oktober angezeigt, dass eine Pistole samt dem mit Munition gefüllten Magazin weg sei. Er habe sie einem angeblichen Kollegen ausgehändigt. Dieser habe sie für einen unmittelbar bevorstehenden Einsatz benötigt, für den er bewaffnet sein müsse. Der Beamte sei ihm allerdings unbekannt.

Suspendiert

Der Anzeiger wurde daraufhin vom Dienst suspendiert. Die Polizei begann umfangreiche Ermittlungen. Dabei gab es Hunderte Befragungen von Kollegen sowie Personen außerhalb der Exekutive und Gegenüberstellungen. Das private Umfeld etlicher Menschen wurde durchleuchtet. Hinweisen aus der Bevölkerung wurde nachgegangen. Untersucht wurde auch, welche Kräfte der Exekutive im fraglichen Zeitraum in der Region im Einsatz waren. Alle Beamten wurden zu besonderer Aufmerksamkeit aufgefordert. Doch die Untersuchungen brachten keine konkreten Ergebnisse. Auch bei mehreren folgenden Befragungen des Anzeigers blieb dieser bei seiner Version.

Vor nicht ganz zwei Wochen kam eine weitere Anzeige aus einer wenige Kilometer entfernten Polizeiinspektion im Nachbarbezirk. Wieder war eine Glock 17 verschwunden. Der Beamte, dem sie zugewiesen war, fand sie bei seinem Dienstantritt nicht mehr vor. Immer mehr verstärkte sich der Verdacht, dass die Version zum Verschwinden der ersten Waffe nicht stimmen könnte. Dafür befassten sich die Ermittler vermehrt mit dem Personal, das in den Polizeiinspektionen putzt. Zuletzt kamen sie auf eine bei einer Reinigungsfirma angestellte 53-jährige gebürtige Türkin und ihren 17-jährigen Enkel, die in beiden betroffenen Dienststellen und auch in anderen Betrieben tätig waren. Der Lehrling war erst seit zwei Monaten beschäftigt.

Bei einer Hausdurchsuchung bei der Familie im Bezirk Linz-Land wurden die Fahnder fündig: Die beiden Pistolen waren in einer Schachtel in einer Ecke des Dachgeschoßes versteckt. Bei der Befragung legte der 17-Jährige ein Geständnis ab. Er habe spontan zugegriffen, als die Türen zu den Räumen, in denen die Waffen gelagert werden, bei den Dienstübergaben gegen 7.30 Uhr jeweils offen waren, und er - auch von seiner Großmutter - unbeobachtet war. Die Faustfeuerwaffen habe er jeweils unter seiner Kleidung versteckt hinausgeschafft. Derzeit werden seine Angaben überprüft, auch mit an einem Tatort gesicherten DNA-Spuren.

Anzeige

Der bisher unbescholtene junge Mann bekommt nun eine Anzeige wegen Diebstahls und nach dem Waffengesetz. Bei ersterem droht eine Strafe bis zu sechs Monaten, beim anderen bis zu zwei Jahren. Wegen der Geringfügigkeit der Delikte wird er auf freiem Fuß angezeigt. Mit dem Polizisten, der mit seinen Angaben die Ermittler in eine ganz andere Richtung gelenkt hatte, befassen sich die Ermittler noch. Er steht in keinem persönlichen Verhältnis zu dem mutmaßlichen Täter.

Polizeidirektor Pilsl will dem Ergebnis und der zuständigen Disziplinarkommission nicht vorgreifen, die maximale dienstliche Konsequenz im Fall einer Schuld könnte aber eine Entlassung sein, die strafrechtliche Komponente müsse ebenfalls erst beurteilt werden. Folgen für die Polizei-Organisation könnten bessere Sicherungen für die Waffenräume sein und noch strengere Vorgaben für das Betreten. Die Vergabe der Reinigungsarbeiten an schon bisher überprüfte Externe könnte hinterfragt werden. Polizeisprecher David Furtner resümierte: "Wichtig ist für die Bevölkerung die Botschaft: Die Polizeiwaffen sind wieder dort, wo sie hingehören."

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