Wo das Glück wohnt

Seppy
Eigentlich wäre ich dazu da, stets Fröhlichkeit, Spaß und Freude zu bringen. Doch oft wird selbst mir das Puppenherz schwer, wenn ich an all die Traurigkeit in der Welt denke. Von Christa Koinig.

Da frage ich mich dann, wo eigentlich das Glück geblieben ist. Hat es sich verabschiedet, macht es gerade Urlaub? Ich wollte es unbedingt finden, um mit ihm ein ernstes Wörterl zu reden.

Manche Leute finden das Glück in den Bergen, sagt man. Und weil ich mich als Puppe überall hindenken kann, habe ich mich dorthin begeben. Es war ein wunderschöner Tag. Der Himmel blitzblau, nur ein paar kleine, weiße Wolken waren da. Aber wo finde ich das Glück? Da kam ein kräftiger Windstoß daher, und den hab ich gleich gefragt: „Wo ist das Glück?“ „Hab’ keine Zeit, muss schnell weiter!“, rief der Wind, „frag die Blumen, die haben Zeit zum Nachdenken, stehen immer am gleichen Platz, müssen nicht umherziehen!“ Und weg war er.

Der Troll weiß die Antwort

Auf der Wiese sah ich viele gelbe Trollblumen. Sie strahlten in der Sonne und waren wunderschön. „Wisst ihr, wo das Glück ist?“, habe ich gefragt. „Nein, wissen wir nicht. Frag’ den Troll, der tut sowieso so, als wüsste er alles. Und nein, wir sind nicht mit ihm verwandt, wir sind schön, er ist hässlich.“ Diese schnippische Antwort hatte ich nicht erwartet, aber den Troll habe ich dann zwischen alten Baumwurzeln entdeckt. „Du suchst also das Glück“, brummte er, „aber hier ist es nicht. Das Glück ist in dir, in deinem Mut, deiner Hoffnung, deiner Zuversicht und ...“ Noch bevor er weiterreden konnte, wusste ich Bescheid. Das Glück versteckt sich leise, mitten in unserem Herzen. Selbst an grauen Tagen wartet es dort auf ein kleines Lächeln.

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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