Wenn Menschen aus der Fremde auf Menschen treffen
Das Dankeschön für die Aufnahme in Österreich kam aus ganzem Herzen.
„Wir wollten Danke sagen“, erzählt Erfan Asfandyari. Die Idee dazu war von Vater Haidar gekommen. Umgesetzt wurde sie von Erfan, seinem Bruder Satar sowie vielen Helferinnen und Helfern.
Sie alle sind Landsleute mit ähnlichen Schicksalen: Im Pfarrheim Mehrnbach (Bez. Ried) richteten sie ein fröhliches Fest für Menschen aus, die sie seinerzeit dabei unterstützt hatten, in Österreich Fuß zu fassen.
Die Asfandyaris hatten in der Region Basch im Norden Afghanistans ein zufriedenes Leben geführt, bis die Taliban die Macht übernahmen und die Bevölkerung zu terrorisieren begannen. Sie seien ins Haus gekommen und hätten Geld gefordert, erzählt der Vater: „Wenn wir nicht gezahlt hätten, hätten sie uns umgebracht.“ Haidar und seine Frau Rahele entschlossen sich, das Land zu verlassen.
Über die Berge
„Wir gehen über die Berge“, habe der Vater gesagt, schrieb Sohn Erfan später in Österreich in einem Schulaufsatz, in welchem er die lange Flucht schilderte. Über den Iran ging es in die Türkei, von dort im Schlauchboot über das Mittelmeer nach Griechenland, sodann quer durch den Balkan nach Österreich, in das Aufnahmezentrum Dornbirn. Schließlich strandeten die Familie 2015 nach zwei Jahre dauernder Odyssee in der 1.200-Einwohner-Gemeinde Schildorn, wo der Wirt Zimmer an Flüchtlinge vermietete.
Gesungen, musiziert, getanzt
Ba dashkar lautete in Farsi-Sprache das Motto des fröhlichen Festes. Es heißt danke. Viele der damaligen Starthelfer waren gekommen und erfuhren afghanische Herzlichkeit. Es wurde gesungen, musiziert und getanzt, Frauen führten prächtige Kleider vor, wie sie in Afghanistan an Feiertagen getragen werden. Ein reichhaltiges Buffet gab es obendrein. Zwischendurch wurden Erinnerungen an die alte Heimat aufgefrischt. Das Wenige, das von dort zu hören ist, verheißt nichts Gutes. Etwa, dass den Mädchen Bildung verwehrt wird. Oder dass Frauen allein nicht aus dem Haus gehen dürfen.
Mittlerweile zu fünft
Die Asfandyaris haben Asylstatus und wohnen in der Stadt Ried. Mittlerweile sind sie zu fünft, 2018 ist Mikael zur Welt gekommen. Der Vater geht bei Trachten Koller in Tumeltsham seinem erlernten Beruf als Schneider nach, Rahele arbeitet dort als Hilfskraft. Die beiden Söhne, 20 und 17, besuchen die HTL in Grieskirchen. Zudem helfen Haidar und Satar an den Wochenenden in einem Gastronomiebetrieb aus, der Vater in der Küche, der Sohn im Service; Erfan fährt samstags Post aus. Alle zusammen engagieren sich im unlängst in Ried gegründeten Verein Hamdeli. Der Name steht für Zusammengehörigkeit, Herzensbindung. Die rund 130 Mitglieder stammen überwiegend aus Afghanistan. „Wir möchten unsere Kultur an die nächste Generation weitergeben, aber auch Österreicher mit ihr vertraut machen“, sagt Obmann Zabinllah Mansur.
Satar Asfandyari (li.) und sein Bruder Erfan.
Fußball ist wichtig
„Wir sind vielen Menschen begegnet, die freundlich zu uns waren“, erinnert sich Haidar Asfandyari. Seine Familie – ein Beispiel dafür, wie Integration gelingen kann, Fußball sei dabei auch wichtig gewesen, ergänzt Erfan: „Ich habe im Verein viele Freunde kennengelernt.“ Er spielt in Schildorn, Satar in Mehrnbach.
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