Von Dingen und Wesen

Ein kräftiger Windstoß erfasst Seppy
Eigentlich konnte er nichts dafür, schließlich ist es seine Aufgabe, alles niederzumähen, was ihm in den Weg kommt. Er ist nur ein Ding, und Dinge können nicht denken. Ich weiß das, denn ich bin als Puppe auch nur ein Ding. Doch das Geheimnisvolle an uns Dingen ist: Wir können miteinander reden. Also habe ich Flix gefragt, warum er alle Kräuter weggeschnitten hat. „Ich bin von Menschen so gemacht worden, ich kann nicht anders“, hat Flix leise gebrummt, und fast hat er mir leidgetan, als er noch gemeint hat: „Ich möchte es ja wieder gutmachen, aber es geht nicht. Jemand müsste in mir drinnen etwas umschalten.“
Kleine Wunderwesen
Ich weiß zwar nicht, wie so was geht, habe aber doch vorsichtig die Abdeckung aufgemacht und mir sein Inneres näher angeschaut. Da war ein Sammelsurium an Schrauben, Schläuchen, Drähten und Rädern. Und gerade als ich glaubte, eine Lösung gefunden zu haben, so von Ding zu Ding, ist ein kräftiger Windstoß daher gekommen und peng, der Roboterdeckel war wieder zu. „Du böser Wind“, wollte ich ihm zurufen, aber der hauchte fast zärtlich, „wie kann ich euch helfen?“ Als ob ein Wind hier hilfreich wäre – der ist schließlich auch nur ein Ding, oder?
Doch dann erzählte ich ihm vom Missgeschick des Roboters. „Kein Problem!“, meinte der Wind, „ich wehe die Samen der feinsten Wiesenkräuter in euren Garten.“ Und weg war er wieder. Jetzt frage ich mich, ob in manch leblosem Ding nicht doch ein kleines Wunderwesen wohnt.
Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters
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