Frauenfußball-EM: Vom Hoffen und Träumen

Lisa Kolb
Laura Wienroither und Lisa Kolb wollen nach England zur Europameisterschaft. Von Gerhard Marschall.

Der Bezirk Vöcklabruck ist Oberösterreichs erste Adresse im Frauenfußball. Gleich zwei Spielerinnen von dort gehören der Nationalmannschaft, die sich für die bevorstehende Europameisterschaft in England qualifiziert hat, an: Laura Wienroither (23) und Lisa Kolb (21). Für sie wäre das der nächste Höhepunkt in einer bis dato beständig bergan verlaufenden Karriere.

Aus einer Fußballerfamilie

„Ich komme aus einer Fußballfamilie“, erzählt Kolb, wie alles begann. Schon der Opa und Papa Thomas hätten gespielt. Ebenso Klaus Wienroither, der Lauras erster Trainer beim TSV Frankenburg war. Von dort gelangte sie via Kleinmünchen, Neulengbach und St. Pölten 2018 zum deutschen Bundesligisten TSG Hoffenheim. Anfang dieses Jahres folgte der Wechsel zu Arsenal London. Der Klub zeichne sich durch hohe Professionalität aus, sagt Wienroither: „Ich habe mich schnell eingelebt, es gefällt mir sehr gut.“

Das Niveau ist höher

Kolbs Weg führte vom Vöcklabrucker Sportclub über Vöcklamarkt, Kleinmünchen, Sturm Graz und Neulengbach im Vorjahr zum deutschen Bundesligisten SC Freiburg. Sie sei mit mehreren Klubs im Gespräch gewesen, am Ende habe das Gesamtpaket den Ausschlag gegeben. „Ich wollte nicht zu hoch einsteigen, aber eine gewisse Herausforderung suchen.“ Das Niveau sei in jeder Beziehung höher als hierzulande, allein was Umfang und Intensität des Trainings betrifft. Auch punkto Physis und Härte in den Zweikämpfen.

Ähnliche Erfahrungen hat Wienroither in den ersten Monaten auf der Insel gemacht. Die Qualität der 23 Spielerinnen im Arsenal-Kader sei hoch, „aber die Mädels waren sehr offen“. In England werde viel für den Frauenfußball getan. Zu den Heimspielen kämen 3.000 Zuschauer und mehr, die Stimmung sei cool, erzählt sie. Hin und wieder werde im Emirates-Stadion gespielt, wo die großen Buben kicken, „dann sind es schon einmal 20.000“. Deshalb sei England auch der ideale Austragungsort für die Euro.

Mit einem Trainingslager in Bad Tatzmannsdorf wurde die Vorbereitung gestartet, drei Testspiele sollen den Feinschliff bringen. Gegen Vizeeuropameister Dänemark wurde 1:2 verloren. Am kommenden Mittwoch geht es in der Südstadt gegen Montenegro, am Sonntag auswärts gegen Belgien. Danach wird Teamchefin Irene Fuhrmann den endgültigen Kader nominieren. Die zwei Oberösterreicherinnen hoffen, dabei zu sein, beide auf rechts: Wienroither in der Verteidigung, Kolb im Angriff.

Frauenfußball-EM: Vom Hoffen und Träumen

Laura Wienroither

Österreich eröffnet

Das österreichische Team wird die Euro eröffnen. In Old Trafford, der Heimstätte von Manchester United, geht es am 6. Juli gegen die Gastgeberinnen. Das Stadion, von Manchester-Legende Bobby Charlton liebevoll „Theater of dreams“ genannt, wird mit mehr als 70.000 Zuschauern randvoll sein. Lisa Kolb kommt ins Schwärmen: „Vor so vielen Leuten zu spielen und bei so einem Ereignis dabei zu sein, ist der Traum eines jeden kleinen Mädels, das mit dem Fußballspielen beginnt.“

Nach dem Auftaktspiel warten Nordirland und Norwegen. Das sportliche Ziel für das Turnier werde noch zu definieren sein, sagt Wienroither: „Wir hoffen, uns mit einer guten Leistung zu belohnen.“ Eines ist für sie jedenfalls wichtig: „In einer Zeit, in der so viel Negativität herrscht, möchten wir für Werte wie Toleranz, Offenheit, Akzeptanz stehen.“

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