Volltanken und eine Briefmarke

Volltanken und eine Briefmarke
Sparkurs: Das Postamt Altmünster wurde zugesperrt. Die Suche nach einem Postpartner war nicht einfach. Die Wahl fiel auf eine Tankstelle.

Mit 30. September sperrte in Altmünster das Postamt 4813 zu und am 3. Oktober eine Tankstelle als "Postpartner" auf. Ein Pech, dass Altmünster mit 9557 Einwohnern um 443 zu wenig hat. Die Österreichische Post AG fährt nämlich einen rigorosen Sparkurs, den vor allem Gemeinden mit unter 10.000 Einwohnern schmerzlich zu spüren bekommen.
Altmünsters Postkunden werden nun in der 400 Meter entfernt liegenden Turmöl-Tankstelle an der Salzkammergut-Bundesstraße B145 bedient - von einem "Postpartner".

Wie Altmünsters Bürgermeister Hannes Schobesberger dem KURIER versichert, sei noch im September 2010 die Post-Welt in seiner Gemeinde eine heile gewesen - vom Zusperren war keine Rede. "Einen Monat später kam ein Herr Priller und bat uns um Unterstützung bei der Suche nach einem Postpartner. Unser Postamt müsse aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden", so Schobesberger.

Mehrere schriftliche "Hilferufe" bei der Post AG und bei diversen Ministerien hätten nichts gefruchtet, auch die Clearingstelle in Wien habe den Fall geprüft und sei zur Erkenntnis gekommen, dass das Postamt 4813 geschlossen werden müsse. "Mir völlig unerklärlich, der Postamtsleiter und seine Mitarbeiterin haben ausgezeichnete Arbeit geleistet, hatten über beide Ohren zu tun, die Kundenfrequenz war sehr gut", will Ortschef Schobesberger die Schließungsgründe absolut nicht gelten lassen.

Postpartner-Suche

An der Schließung des Altmünsterer Postamtes führte also kein Weg mehr vorbei. Gemeinde und Post machten sich auf die Suche nach einem Partner. War einer gefunden, dann sagte dieser kurz darauf wieder ab. Die Stadtapotheke im Ortszentrum schien der Gemeinde geeignet, doch der Post war die Anlieferung zu umständlich und die Parkplätze nicht ausreichend - schlussendlich entschied sich der Postfuchs für die Turmöl-Tankstelle.

Für manche Altmünsterer keine optimale Lösung, zumal die kleine "Postecke" im Tankstellenshop nicht genügend Privatsphäre biete, nebenstehende Gäste, die am Stehtisch einen Kaffee oder ein Bier trinken, könnten die Gespräche am Post-Verkaufspult mithören.

Geplante Umbau-Maßnahmen werden diese "Störfaktoren" in absehbarer Zeit beseitigen, weiß Schobesberger. Viele Altmünsterer wissen vermutlich noch gar nicht, dass ihr Postamt seit einem Monat geschlossen ist. Wie am Freitag eine ältere Dame, die vor verschlossenen Türen stand: "Ich muss eh noch zum Friedhof, das Grab für Allerheiligen herrichten. Die Tankstelle liegt am Weg. Katastrophe ist die Postamt-Schließung für mich keine, aber ein wenig Wehmut ist schon dabei."

Frage der Zeit

Der neue Postpartner, die Turmöl-Tankstelle in der Hauptstraße 22, hat von Montag bis Samstag jeweils von 8 bis 17 Uhr geöffnet, an Sonn- und Feiertagen geschlossen.

Die nächsten "richtigen" Postämter gibt's in Gmunden und in Ebensee. Moment! Ebensee mit knapp 8000 Einwohnern? Für den Postfuchs alles nur eine Frage der Zeit ...

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