„Viel Licht – und sich selber Gutes tun!“

„Viel Licht – und sich selber Gutes tun!“
Wenn die Antriebslosigkeit nicht mehr verschwindet, ist Hilfe von außen wichtig. Körper und Seele brauchen jetzt Aufmerksamkeit.

„Nicht jede Verstimmung ist eine Depression“. Das stellt Margot Peters, Psychiaterin und ärztliche Leiterin des Reha-Zentrums Sonnenpark in Bad Hall, gleich zu Beginn fest. „Aber wenn es sich tatsächlich um eine sogenannte saisonale Depression handelt, ist damit nicht zu spaßen.“ Im KURIER-Gespräch erklärt die Expertin, ab wann man sich Sorgen machen muss, wo es Unterstützung gibt und was vorbeugend helfen kann.

Es gibt also tatsächlich eine Herbst-/Winterdepression?

Dr. Peters: Ja, die gibt es wirklich. Das zeigen etliche Studien. Vermehrt gibt es sie natürlich in den nordischen Ländern, wo es noch dunkler ist als bei uns. Aber auch hier wird sie immer wieder diagnostiziert. Die Herbst-/Winterdepression ist eine Krankheit, die ernste Ausmaße bis hin zum Suizid annehmen kann. Damit ist also nicht jener Winterblues gemeint, der im Frühjahr wieder von alleine verschwindet.

Warum genau jetzt, also in dieser Jahreszeit?

Das hat alles mit dem mangelnden Licht zu tun. Das Licht wird ja über die Pupille aufgenommen, dringt dann in die Strukturen des Gehirns und wirkt dort unter anderem aktivierend auf den Tag-Nacht-Rhythmus. Jeder von uns kennt das: Im Dunkeln aufstehen ist, gelinde gesagt, grausam.

Wie macht sich diese Krankheit bemerkbar?

Jeder hat mal einen schlechten Tag. Wer aber über mehrere Wochen eine starke Antriebslosigkeit verspürt, in der Früh müde aufwacht, nicht mehr gerne unter Menschen ist und sich denkt: „Mich geht das alles so an, ich will nicht mehr!“, der sollte sich unbedingt Hilfe holen. Es gibt zum Beispiel die pro mente-Beratungsstellen (siehe Artikel unten), die Abklärung anbieten: Da wird geschaut, ob nicht vielleicht etwas anderes hinter dieser Antriebslosigkeit steckt, etwa eine Fehlfunktion der Schilddrüse. Auch der Hausarzt kann eine erste Anlaufstelle sein. Wichtig ist einfach Unterstützung. Der Winter dauert lange und niemand kriegt einen Orden dafür, dass er sich quält.

„Viel Licht – und sich selber Gutes tun!“

Gibt es hilfreiche, vorbeugende Maßnahmen?

Auf jeden Fall! Setzen Sie sich so viel Licht aus, wie Sie kriegen können! Erhellte Räume sind wichtig und für alle, die zu Depressionen neigen, sind Lichtduschen oder spezielle Lampen eine Möglichkeit. Niemand muss hineinstarren, man kann diese Lichtquellen in den Alltag einbinden, etwa wenn man beim Frühstück sitzt. Ist die Krankheit schon ausgebrochen und hilft die Lichttherapie nicht mehr, muss medikamentös behandelt werden. Vorbeugend ist besonders wichtig, sich selbst zu verwöhnen und sich Gutes zu tun. Einfach jene Dinge machen, die einem persönlich Freude machen. Das ist für jeden etwas anderes. Nach Motto: Ich ziehe mich selber aus dem Sumpf!

„Viel Licht – und sich selber Gutes tun!“

Margot Peters ist Ärztliche Leiterin des Reha-Zentrums Sonnenpark in Bad Hall

Wie beugen Sie persönlich einer Depression vor?

Ganz prinzipiell bin ich von meinem Naturell her eine echte Frohnatur. Aber ich habe ein kleines Hilfsmittel entdeckt, dass mir das grausame Aufstehen im Dunkeln jetzt im Herbst leichter macht. Ich benutze einen Lichtwecker, der sich langsam hochdimmt. Ich werde also nicht von einem lauten Geräusch geweckt, sondern von sanftem, hellem Licht. Das ist wesentlich angenehmer und erleichtert mir persönlich den Einstieg in den Tag.

„Viel Licht – und sich selber Gutes tun!“

Spazieren gehen hilft bei depressiver Verstimmung.

Hier gibt es Unterstützung von Experten

Bei pro mente OÖ gibt es 18 psychosoziale Beratungsstellen mit Standorten in fast allen Bezirken des Landes. Als erste Anlaufstellen bei psychischen und sozialen Problemen, erhalten Hilfesuchende Auskunft und Beratung. Bei Bedarf werden auch weitere Betreuungsleistungen angeboten und vermittelt. Das Angebot der Psychosozialen Beratungsstellen ist kostenlos.

Psychosoziale Beratungsstellen sind Anlaufstellen für Menschen, die selbst von einer psychischen Erkrankung betroffen sind, für deren Angehörige und nahe stehende Personen.  Für Menschen in psychischen Krisensituationen und für Menschen, die allgemeine Informationen über psychische Gesundheit und Krankheit benötigen. In psychischen Notfällen ist die Krisenhilfe OÖ unter der Telefonnummer 0732 / 2177 rund um die Uhr erreichbar.
www.pmooe.at

Kommentare