Via Hinzenbach zur WM-Medaille

Seifriedsberger bei ihrem Olympiaflug vor einem Jahr in Südkorea
Die hartnäckige Formkrise ist abgehakt, Jacqueline Seifriedsberger hat in der WM-Saison viel vor.

„Wieder an die Weltspitze anschließen“, nennt Jacqueline Seifriedsberger ihr Saisonziel. Das Vorjahr verlief für die Skispringerin des SC Waldzell ganz und gar nicht nach Wunsch. Warum, ist ihr ein Rätsel. Sie habe sich in der Anfahrtshocke schlicht nicht wohlgefühlt, dadurch seien die Sprünge „immer etwas brav“ ausgefallen. „Ich habe zu viel getüftelt und ausprobiert. Auf einmal habe ich gar nicht mehr gewusst, wo ich den Hebel ansetzen soll.“

Obwohl zum Weltcup-Auftakt in Lillehammer mit Platz 29 noch eher hinter den Erwartungen, ist Seifriedsberger jetzt aber wieder zuversichtlich. Begonnen hat alles Mitte der 1990er-Jahre, als das „Goldi-Fieber“ grassierte. Andreas Goldberger, Überflieger und Sonnyboy aus Waldzell, hatte es auch der kleinen Jacqueline aus dem Nachbarort Schildorn angetan. Gemeinsam mit den Eltern begleitete sie an den Wochenenden ihren Bruder zu Nachwuchsbewerben – und kam dabei selbst auf den Geschmack. Es folgte eine Karriere mit Höhen und Tiefen, Erfolgen, Verletzungen, Freuden und Enttäuschungen.

Nun in Oberalm

Um näher am Olympiazentrum Rif in Hallein zu sein, ist die Heeressportlerin 2017 nach Oberalm übersiedelt. Dort arbeitet sie intensiv auf ein neuerliches Comeback hin. Mittlerweile habe sich zu einer guten Anfahrtsposition zurück gefunden, erzählt sie: „Beim Skispringen ist viel eine Kopfsache. Ich bin jetzt klarer, spüre mich auch wieder besser.“

„Zur Jaci habe ich eine ganz besondere Verbindung“, sagt ÖSV-Cheftrainer Harald Rodlauer. Er war bereits von 2011 bis 2014 ihr Coach. Damals habe sich eine sehr vertrauensvolle Basis entwickelt, „fast eine Vater-Kind-Beziehung“. Zwischenzeitlich war er bei den Herren engagiert, heuer ist er zu den Damen zurückgekehrt – und fand eine verunsicherte, frustrierte Seifriedsberger vor. „Ich weiß, wie sie früher gesprungen ist“, sagt Rodlauer. Um sie wieder zu alter Klasse zurückzuführen, habe man im Sommer „hart gearbeitet und viel investiert“. Seifriedsberger habe sich in den vergangenen Monaten positiv entwickelt. „Sie ist eine gute Fliegerin, die viel in der Luft macht“, nennt Rodlauer eine spezielle Stärke der Innviertlerin. „Das Wichtigste ist, dass sie wieder Freude am Skispringen hat“, alles Weitere werde sich ergeben. Wenn sie wieder regelmäßig unter den Top Ten lande, sei viel erreicht. Dann ließen sich die nächsten Schritte vorwärts machen. Seifriedsberger – sie wird am 20. Jänner 28 – könne noch einige Jahre auf hohem Niveau Skispringen.

Dieser Tage ist Österreichs Damen-Team nach Sapporo abgereist, wo zwei Weltcup-Bewerbe anstehen. „In Japan taugt es mir“, sagt Seifriedsberger. Dort hat sie 2013 ihren ersten und bis jetzt einzigen Sieg im Weltcup ersprungen. Im Anschluss gastieren die weltbesten Skispringerinnen Anfang Februar in Hinzenbach bei Eferding. Danach ist Weltmeisterschaft in Seefeld in Tirol, der Jahreshöhepunkt. 2013 hat Seifriedsberger WM-Bronze im Einzel geschafft, zudem Silber im Mixed-Bewerb. Eine weitere Silberne mit dem Mixed-Team folgte 2017. Gerhard Marschall

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