Verlieren will gelernt sein

Welchen Ball soll der Torwart zuerst halten?
Nur bei einem sind sich alle einig: Wenn es ein interessantes Fußballspiel gibt, schauen alle den gleichen Sender. Mir gefällt es auch, wenn die Spieler wild herumlaufen, und es wundert mich immer, dass ihnen dabei die Luft nicht ausgeht. Ich finde es auch ziemlich spannend, dass sie hie und da umfallen, sich dann scheinbar vor Schmerzen krümmen, im nächsten Augenblick aber wieder aufspringen und weiterlaufen.
Das ist alles ziemlich anstrengend
Abgesehen davon, dass ich als Puppe das ohnehin nicht kann, finde ich alles ziemlich anstrengend. Zum Glück bin ich kein Fußballer, sondern nur eine Figur, die Kindern Spaß und Freude bereiten soll. Neulich hat es ein ganz besonders wichtiges Fußballspiel gegeben. Alle waren sich natürlich einig, für welche Mannschaft die Daumen gedrückt werden müssen. Und natürlich hat dieses Team dann auch gewonnen. Haushoch noch dazu.
Die Freude war groß. Nur der Tormann der Verlierermannschaft ist still und heimlich weggegangen. Mir hat er echt leidgetan, aber irgendwie hat er gar nicht so zerknirscht gewirkt. Mit erhobenem Kopf hat er quer durch die siegestaumelnde Gewinnermannschaft den Platz verlassen. Da musste ich an die klugen Worte unserer Omama denken. Wenn ich wieder mal nicht den Applaus bekomme, den ich mir gewünscht hätte, sagt sie: „Nicht nur das Siegen macht das Herz groß. Beim Verlieren zeigt sich, wie stark und würdevoll man sein kann. Auch das ist Größe.“
Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters
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