Unbekannte Bergschönheit

Idylle am kühlen Filblingsee. Wem ein Bad zu kalt ist, der lässt den Blick auf dem Wasser ruhen.
Filbling. Der 1307 Meter hohe Berg im Süden des Fuschlsees ist ein Geheimtipp

Fast ein Geheimtipp ist der im Süden des Fuschlsees 1307 Meter hoch aufragende Filbling. Wer einen gänzlich beschaulichen Aufstieg bevorzugt, nähert sich ihm von seiner Südseite. Ausgangspunkt ist die Ortschaft Tiefbrunnau in Faistenau.

Bei Kilometer 2,2 auf der Straße nach St. Gilgen beginnt der knapp zweistündige Aufstieg. Der gut befestigte Forstweg mit konstanter 15 Grad Steigung lässt den Wanderer rasch an Höhe gewinnen. So wird bald das weitläufige Gelände der Sattelalm erreicht.

Fröhliches Gebimmel lässt auf eine Rinderschar schließen. Aber welche Überraschung: Ein stattlicher Rappe erzeugt mit seinem Glöckchen diese Klänge. Er befindet sich mit einem weiteren schwarzen Prachtpferd hier auf Sommerfrische. Im Winter zieht er im Dienst seines Herrn auf dem Schmiedbauernhof in Faistenau den Schlitten durch das verschneite Tal.

Vom Schnee begraben

Auf dem lieblichen Almgelände weckt ein neu errichtetes Almhaus das Interesse des Wanderers. Der Vorgängerbau wurde 2016 unter drei Meter Nassschnee begraben, wie die Eigentümerin der Alm, Marianne Leitgeb erzählt. Mit nachhaltigen Materialien in solider Ziegel- und Holzbauweise errichtet, ist der Neubau mit einem weit ausragenden Dach versehen. Ein modernes Haus im Schuhschachtel-Stil könnte bei diesem Anblick vor Neid erblassen. Wir freuen uns über das gelungene Bauwerk und folgen dem Wegweiser Richtung Filbling.

Fernwanderweg

Das nächste Wegstück bewegen wir uns auf dem Europäischen Fernwanderweg, der vom Bregenzer- bis zum Wienerwald führt und gleichzeitig auch ein Abschnitt des Arnowegs ist. Dieser erinnert an den bairischen Adeligen und späteren Salzburger Erzbischof aus dem Jahr 800. Durch dichten Mischwald geht es weiter nach oben zu einem vom Windbruch gelichteten Bergkamm. Bereits jetzt kann sich der freie Blick auf die markanten nördlich des Fuschlsees gelegenen Gipfel Schober und Drachenwand richten. Dann leitet der Wegweiser zu einem Zehn-Minuten-Abstecher, dem Filblingsee. Ganz still und verträumt liegt er in einer Karmulde versteckt. An vielen Stellen ist er mit Seerosen bewachsen. Seine Grenzen sind von Schilf umgeben und anschließend mit einem Meer des weißblühenden Heilkrauts Mädesüß geschmückt. Für Badende gibt es zudem einen passenden Einstieg. Wem das zu kühl ist, der kann auf der Rastbank sitzend die idyllische Ruhe genießen.

Auf zum Gipfel

Wieder zurück auf dem Hauptweg geht es auf dem Bergkamm weiter nach oben. Eine vom Sturm gefällte riesige Fichte streckt ihren Wurzelstock in die Höhe. Darin hält sie immer noch zentnerschwere Felsbrocken umklammert. Ein „steinreicher“ Pfad führt gut begehbar den Höhenrücken weiter nach oben, immer schattig und luftig, ideal für heiße Sommertage. Dann wird schon der baumlose Gipfelgrat erreicht. 200 Meter geht es auf einer Blütenwiese bis zum Gipfelkreuz. Immer mit perfekter Aussicht auf den blauschimmernden Fuschlsee und die dahinterliegenden Berge bis zum Traunstein. Ein wahrlich lieblicher Ort, der es lohnt, eine längere Pause zu machen.

Sattelalm

Für den Abstieg folgen wir über einen bewaldeten Steilhang dem Wegweiser Faistenau. Beim ersten Forstweg wenden wir uns nach links und erreichen in Kürze wieder die Sattelalm. Wir queren den Almboden bis zu einem Durchgang mit dem Schild „Steinbräu“. Der Blick zurück fällt noch fast wehmütig auf zwei alte Almhütten, die so manche Geschichte erzählen könnten. Schließlich wir der Gasthof Steinbräu erreicht.

Leider ist er seit Kurzem nur mehr für Pensionsgäste zugänglich, nicht mehr für hungrige Wanderer. Eines der vielen Gasthäuser, die den Betrieb eingestellt haben. In wenigen hundert Metern sind wir wieder am Ausgangspunkt angelangt. Die Runde für Freunde eines idyllischen Wandervergnügens findet ihren Abschluss.

Josef Leitner ist Universitätslektor und besucht mit seinem Reisemobil interessante Plätze der Natur und Kultur.

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