Training darf auch einmal ausfallen

Laufen im Winter schätzt vor Erkältungen: Hartmann
Ist es extrem heiß, soll ein ausgefallenes Training nicht das Gewissen des Läufers belasten.

Hurra, welch’ ein Sommer! Ein für viele Menschen freudiger Aufschrei.Temperaturen von 30 Grad und mehr überwiegen, sie sind zumindest keine Seltenheit. Oft können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, irgendwo in südlichen Gefilden beheimatet zu sein. Wassertemperaturen von Seen wie selten zuvor, randvolle Schwimmbäder, Eisverkäufer im Dauerstress, Abende, die zu Aktivitäten im Freien einladen, und Nächte, in denen die Bettdecke nur eine untergeordnete Bedeutung spielt. Tage, an denen es sinnvoll erscheint, sich nach Möglichkeit irgendwo im Schatten aufzuhalten. Eingedeckt mit vielen kalten Getränken.

All das ist ja gut und recht, wäre da nicht des Läufers schlechte Gewissen, das ihn kaum ruhig sitzen, geschweige denn liegen lässt. Schon allein der Gedanke, soll ich bei dieser Hitze laufen, soll ich auf den späten Abend verschieben, oder etwa heute gar nicht laufen, dafür morgen sehr früh am Morgen, erhöht die ohnehin schon hohe Körpertemperatur noch zusätzlich. Das schlechte Gewissen treibt ihn/sie an den Rand des Wahnsinns. Gedanken wie: Eigentlich geht es ja heute gar nicht mehr, kommen doch, wenn das Wetter hält, Freunde zum Grillen.Und wenn ich gleich jetzt gehen würde? Es hat ja nur noch 34 Grad, allerdings im Schatten, und zudem habe ich gerade einen riesengroßen Eisbecher konsumiert und danach noch ein Bier getrunken. Nein, das wird heute nichts mit dem Training. Da kann ich nur hoffen, dass das Grillen nicht zu lange dauert, um morgen in der Früh sehr zeitig das Versäumte nachzuholen.

Diese lauen, wunderschönen Sommerabende lassen auch nichts unversucht, Menschen vom Schlafen fernzuhalten. Der Plan, früh am Morgen die Laufschuhe zu schnüren, nein, wie soll das gehen, es ist ja bereits zwei Uhr in der Nacht, oder sagt man dazu schon in der Früh?

Ich als begeisterter und überzeugter Läufer möchte so manches schlechte Gewissen beruhigen und von dem unbedingten Zwang freisprechen, ein geplantes Training durchzuführen.Es kommt ja bald wieder die Zeit, wo die Temperaturen läuferfreundlicher werden und der zeitliche Rahmen fürs Training sich leichter erweitern lässt.Ich wünsche allen für die verbleibende Zeit des Sommers schöne Badetage. Mit allem, was dazugehört, jedoch auf keinen Fall ein schlechtes Gewissen, wenn einmal einige Trainingseinheiten dem Sommer zum Opfer fallen.

Gerhard Hartmann war 58-facher österreichischer Staatsmeister. Er gewann die Wien-Marathons 1985, 1986 und 1987. Mit 2:12:22 Stunden ist er bis heute der schnellste Österreicher, der jemals in Wien gelaufen ist.

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