Totenstille im Unterhaus

Die Fußballer von Feldkirchen (rot-weiß) möchten vom Tabellenende weg, dürfen aber nicht einmal trainieren
Die Amateurvereine befürchten, dass ihnen der Nachwuchs abhanden kommt. Von Gerhard Marschall.

„Schlecht eigentlich“ beschreibt Josef Maier die momentane Situation. Er ist Sportlicher Leiter der Union Feldkirchen bei Mattighofen (Bez. Braunau), die Fußballer aus der 2.100-Einwohner-Gemeinde liegen in der 2. Klasse Südwest abgeschlagen auf dem letzten Platz. Zwölf Spiele, zwölf Niederlagen, 10:52 Tore, null Punkte. Einige ältere Spieler hätten aufgehört, die Mannschaft befinde sich in totalem Umbruch, erklärt Maier. Noch mehr Sorgen als die Kampfmannschaft macht ihm der Nachwuchs: „Die Burschen sind sowieso oft auf dem Absprung und fallen jetzt komplett weg. Jetzt schläft alles ein.“

Sinkendes Interesse

Der SV Freistadt steht als Tabellenführer der Bezirksliga Nord deutlich besser da. Obmann Wolfgang Freudenthaler hat jedoch dieselben Befürchtungen: „Je länger die Pause dauert, umso mehr sinkt das Interesse am Fußball – leider.“ Von den rund 250 Aktiven könnten sich einige verlaufen, vor allem im Nachwuchsbereich, weil auch die Hallensaison komplett ausgefallen ist.

Kinder bleiben aus

Derartiges bekomme der OÖ. Fußballverband vermehrt zu hören, bestätigt der für den Spielbetrieb zuständige Direktor Raphael Koch: „Die Besorgnis teile ich. Es geht vorwiegend um die Kinder, aber auch um Funktionäre.“ Koch hält es für möglich und sogar für wahrscheinlich, dass sich in der Zwangspause einige verabschieden werden. „Dann wird man sehen, wer wieder da ist und wer nicht mehr.“

Kluft zwischen Profis und Amateuren

Die Corona-Pandemie spaltet die Sportwelt seit Monaten. Derweil die Profis kicken dürfen, sind die Amateure zum Nichtstun verurteilt. Bei den Vereinen mache sich zu Recht das Gefühl breit, dass der Breitensport von der Politik „nicht einmal erwähnt wird“, sagt Koch. Der Einfluss des Verbandes sei gering, weil die Dinge auf Bundesebene ausgehandelt würden. Aus Wien kämen jedoch keine Informationen. „Stand jetzt gibt es keine Signale, wann wieder trainiert werden kann.“ Abgesehen von einem konkreten Datum gibt es laut Koch aktuell nicht einmal einen Plan. Dementsprechend ungewiss ist alles Weitere. So viel nur steht fest: Der für Anfang März vorgesehene Meisterschaftsstart ist obsolet. Als neuer Termin wurde den Vereinen mit allen Vorbehalten Anfang April mitgeteilt. Die Meisterschaft wird sich nach hinten verschieben – allerdings nicht unendlich. Am 30. Juni muss Schluss sein. Da laufen die befristeten Leihverträge aus, und die Spieler werden automatisch zu ihren Stammvereinen zurückgemeldet.

Jede Woche anders

Aus der OÖ-Liga kommt jetzt angesichts des knappen Kalenders ein Vorschlag: Die Tabelle wird nach Abschluss des Herbstdurchgangs geteilt; in einem oberen Play-off wird um die Meisterschaft gespielt, in einem unteren Play-off gegen den Abstieg. Der Verband sollte flexibel sein, rät der Freistädter Co-Obmann Josef Hölzl: „Die Regierung sagt auch jede Woche etwas anderes.“ Und dann ist da noch die Frage, ob und wie lange vor leeren Rängen gespielt werden muss, sofern gespielt werden darf. „Amateurfußball ohne Zuschauer wird sicher nicht funktionieren“, ist Freistadt-Boss Freudenthaler überzeugt. Sein Klub bringt es bei Heimspielen auf 300 bis 500 Zuschauer und betreibt die Kantine in Eigenregie. Daraus wird ein guter Teil des Budgets bestritten. Das gelte für viele Vereine. Auf lange Sicht sei Unterhausfußball ohne Zuschauer nicht möglich. Kurzfristig geht es aber ohnehin darum, dass wenigstens wieder trainiert werden darf.

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