„Es ist eine massive Energie auf der Bühne“
Die Langbänke werden zum provisorischen Podest umfunktioniert, große Spiegel stehen vor dicken Matten. Die Turnhalle in St. Valentin wird zum Trainingsort und zur temporären Bühne gleichzeitig, wenn „The Freaks“ gemeinsam mit Breaktänzern und Balletttänzerinnen der Tanzakademie OÖ proben.
Ehrgeiz und Konzentration sind groß, immerhin gab es in den vergangenen Wochen gleich zwei Auftritte vorzubereiten. Nach einer Performance, die das Publikum aufspringen und die Jury beinahe sprachlos zurückließ, haben es die Akrobaten in das Semifinale der TV-Show „Britain’s Got Talent“ geschafft.
Morgen, Montag, besteigen die ersten Tänzerinnen und Tänzer den Flieger und ab geht’s nach London.
„Es ist eine Trilogie, die ich mir überlegt habe“, sagt der Gründer der Freaks und Mastermind hinter den Auftritten, O. C. Ono, den alle „Ossi“ nennen. Im ersten Teil versuchten zwei Mädchen einen magischen Würfel vor der Alien-Invasion in Sicherheit zu bringen, für das Halbfinale und hoffentlich auch das Finale gibt es eine Fortsetzung der Geschichte. Alles in Superlativen.
Alles umsetzen
Hinter den Auftritten steckt neben dem kreativen, dramaturgischen und sportlichen Anspruch sehr viel Technik: „Ich bin erstmals in der glücklichen Lage, dass das Budget keine Rolle spielt. Ich kann einfach alles umsetzen, was mir einfällt“, freut sich Ossi. Es ist noch nicht ganz fix, aber der Semifinalauftritt wird wahrscheinlich am 1. Juni live über die Bühne gehen, das große Finale findet dann am 5. Juni statt. 20 Freaks, fünf Breakdancer und fünf Balletttänzerinnen hat Ossi als Team zusammengespielt: „Wenn wir gemeinsam auftreten, ist eine massive Energie auf der Bühne.“
So empfindet es auch Paula Rosenauer. Die 17-Jährige ist nicht zum ersten Mal mit den Freaks unterwegs. Das Schul- und Trainingspensum vor großen Auftritten wie dem Anstehenden, ist dicht: „Manchmal frage ich mich schon, wie ich alles schaffen soll? Die Schule mit Schularbeiten, vier Mal pro Woche Training in der Tanzakademie und zusätzlich die Auftritte. Aber es geht sich alles immer aus. Natürlich muss ich auf andere Dinge verzichten, aber das Tanzen und die Zusammenarbeit mit den Freaks ist so aufregend und locker. Es gibt einen extrem starken Teamgeist.“
„Und wir haben alle so viel Spaß miteinander“, ergänzt die 12-jährige Selina Edwards. Vor allem die jüngeren Mädchen brauchen viel Mut bei den Shows der Freaks, werden sie doch oft durch die Luft gewirbelt, als menschliche Springschnüre eingesetzt oder von der Spitze einer Menschenpyramide nach unten fallen gelassen – wo sie natürlich sicher aufgefangen werden.
Viele der Mädchen besuchen das Peuerbach-Gymnasium in Linz, wo es viel Verständnis und eine große Kooperationsbereitschaft seitens der Direktion gibt, wenn sie aufgrund von Auftritten oder Extra-Trainings fehlen.
Wenn die Truppe also morgen in den Flieger steigt, ist sie eines auf jeden Fall: Bestens vorbereitet und hoch motiviert. Ossi, Gründer und Kopf der „Freaks“, fasst zusammen: „Es ist eine emotionale Achterbahnfahrt, mit Höhen und Tiefen.“
Weit mehr als Ballett
„Die Basics müssen sitzen: Zuerst kommt das Training, dann die Choreografie“. Ilja van den Bosch leitet die Tanzakademie OÖ. Rund 50 Kinder trainieren dort bis zu vier Mal pro Woche. Dabei geht es nicht nur um klassischen Tanz, auch Flamenco, Stepptanz und zeitgenössischer Tanz stehen auf dem Trainingsplan. „Bei einer Aufnahmeprüfung schauen wir uns an, wer sich wie bewegt.
Prinzipiell sind keine Vorkenntnisse nötig, um sich zu bewerben.“ Die Tanzakademie ist Teil des oö. Landesmusikschulwerks, geprobt wird unter anderem in Räumlichkeiten des Landestheaters Linz. Dorthin schaffen es immer wieder Kinder und Jugendliche aus der Akademie, die dann an Produktionen des Hauses mitwirken können.
„Es ist wunderschön, die Leidenschaft der Kinder zu sehen. Wir haben sogar ein Mädchen, das weit weg wohnt. Sie will die Ausbildung unbedingt machen, deswegen lebt sie von Montag bis Freitag in einer Pflegefamilie in Linz“, erzählt van den Bosch.
www.tanzakademie.net
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