Siegen für die Ewigkeit
Heute steigt in Klagenfurt das Finale im ÖFB-Cup: Hier der Schon-wieder-Meister aus Salzburg, dort die in argen Turbulenzen steckende SV Ried. Nach nur elf Spielen wurde Trainer Robert Ibertsberger (45) gefeuert und durch Christian Heinle (37) ersetzt. Er darf in der laufenden Saison schon zum zweiten Mal den Chefcoach geben. In den ersten beiden Spielen unter seiner Regie reichte es allerdings nur zu einem Punkt.
1998 und 2011 den Cup bereits gewonnen
Trotz Abstiegsgefahr wollen sich die Innviertler heute dem Favoriten nicht kampflos ergeben, ein klein wenig hoffen sie auch auf die Vereinshistorie. 1998 und 2011 haben sie den Bewerb bereits gewonnen. Beim ersten Mal war die Ausgangssituation ähnlich wie dieses Mal: Sturm Graz war als frischgebackener Meister haushoher Favorit, doch Ried gewann 3:1. Trainer war Klaus Roitinger. „Wir hatten schon eine enorm gute Mannschaft“, sagt der 61-Jährige. Als er Jahre später das Video des Finales sah, musste er jedoch feststellen: „So gut, wie ich gemeint habe, haben wir nicht gespielt.“
1995 in die Erste Division aufgestiegen
Der aus Weibern (Bez. Grieskirchen) stammende Roitinger war 1988 als Spielertrainer zum damaligen Landesligisten gekommen. Von da an ging es beständig bergauf. Schon drei Jahre später führte er die Mannschaft in die zweithöchste Spielklasse. „Das war mein schönstes Erlebnis als Fußballer“, erinnert er sich. Beim entscheidenden 3:0-Sieg gegen Flavia Solva erzielte er zwei Tore. 1995 gelang schließlich der Aufstieg in die Erste Division. Ab da – und endgültig nach dem Cup-Sieg – hatte Roitinger in Ried Kultstatus und wurde zum „Jahrhunderttrainer“ gekürt.
„Wir waren nie eine agierende Mannschaft, weil die Möglichkeiten dazu nicht da waren“, schildert er die harten Anfangsjahre im Oberhaus. „Aber wir waren taktisch sehr gut.“ Dazu kam ein enormer Rückhalt bei den Fans, der nach wie vor ein Plus ist. Der Rieder Anhang werde heute in der Überzahl und euphorischer sein, hofft Roitinger trotz allem. Ein Finale werde wesentlich im Mentalen entschieden, weiß Roitinger. Er machte seiner Mannschaft damals bewusst, dass sie zwar viel erreicht, aber noch keinen bleibenden Titel gewonnen hatte. Zudem hatte Sturm-Präsident Hannes Kartnig erklärt, man werde sich quasi im Vorbeigehen auch noch den Cup-Sieg holen. „Diese Geringschätzung hat uns zusätzlich motiviert“, erinnert sich Roitinger. Er selbst packte auch alle Tricks aus. So ließ er am Tag vor dem Match aus den Hotelzimmern die Fernseher entfernen. Den Spieler sollte klar sein, dass ein besonderer Tag bevorstand. Die Botschaft lautete: „Das ist nicht das Match des Jahres, das kann das Match deiner Karriere werden.“
Ried kann nur gewinnen
Für SVR-Trainer Heinle hat Roitinger beste Wünsche, aber keine Ratschläge. Wie damals sieht er in der vermeintlichen Übermacht des Gegners zugleich die Rieder Chance: „Es ist von der Voraussetzung her das beste Spiel, das man haben kann. Du kannst nur gewinnen und erreichst etwas für die Ewigkeit.“ Gewiss werde es Spielglück brauchen. Zudem werde zweierlei vonnöten sein: „Die Einstellung, alles zu geben, und die Coolness, gelassen zu bleiben.“ Von beidem brauche es das Maximum, dann könne das scheinbar Unmögliche gelingen. „Das, was wir zu verlieren haben, steht in keinem Verhältnis zu dem, was wir gewinnen können.“ Wie auch immer das Finale ausgeht, danach stehen für die Rieder in der Meisterschaft drei existenzielle Endspiele an – das erste am kommenden Wochenende in Altach.
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