Der Kasperl hat sich verliebt

von Christa Koinig
Der Kasperl ist verliebt. So richtig mit Blumen schicken, ständig aufs Handy starren oder anrufen. Und ganz verdrehte Augen hat er. Das ist echt peinlich. Dabei hat seine Auserwählte gar kein Handy. Sie ist nämlich eine Fee, und die brauchen so etwas nicht. Feen lassen Nachrichten von Schmetterlingen überbringen. Und das mit den Blumen ist auch so eine Sache. Kasperl wollte der Fee rote Rosen schicken und ich sollte sie überbringen, weil er sich selber nicht getraut hat. Doch ich hab’ die Fee nirgends entdeckt, also habe ich die Rosen dem Kasperl wieder zurückgebracht. Er hat gemeint, ich kann sie behalten. Aber ich muss einmal ein ernstes Wörtchen mit ihm reden. Checkt er denn gar nicht, dass wir Puppen und diese Fantasiewesen überhaupt nicht zusammen passen? Feen, Elfen, Baumgeister oder Nixen, diese zierlichen Gestalten voller Leichtigkeit und Freude, die gibt’s doch nur in einer Anderswelt. Es heißt auch, sie haben gern was Süßes und darum sollte man Honig aufs Fensterbrett stellen.
Stehe mit beiden Beinen am Boden
So was Dummes! Ich glaub’ an das alles gar nicht. Ich stehe mit beiden Beinen auf der Erde, oder halt auf der Bühne, wenn ich für die Kinder spiele. Und verliebt bin ich auch nicht. Denn wenn man verliebt ist, vergisst man die Welt rund um sich herum und weiß nicht mehr, was man tut. Ich weiß aber ganz genau, was ich mache. Ich habe mich soeben geduscht, meine Haare geföhnt und sehe mich gerade im Spiegel. Aber komisch, irgendwie hab’ ich verdrehte Augen. Jetzt stell’ ich noch schnell eine Schale mit Honig ins Fenster, dann nehme ich den Rosenstrauß und bringe ihn meiner wunderschönen Nixe ....... Hach!
Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters
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