Die Eier im fremden Nest

Die Eier im fremden Nest
Seppy will den Kuckuck fragen, ob die alte Weisheit vom Geld auch wirklich stimmt

von Christa Koinig

Wenn ich den Kuckuck rufen höre, dann freue ich mich, weil der Frühling endgültig angekommen ist. Eigentlich hört man nur das Kuckucksmännchen, die Kuckucksfrau ist nämlich damit beschäftigt, ihre Eier in fremde Nester zu legen, damit sie selber mit dem Ausbrüten keine Arbeit hat. Die Eier verteilt sie im ganzen Wald, sodass in vielen Nestern ein Kuckucksei zu finden ist.

Das wär’ ja an sich nicht schlimm, aber der junge Kuckuck wird viel größer als die anderen jungen Vogerl, und so wirft er so manches aus dem Nest. Ich find das nicht so cool, aber die Natur will es so. Sie will es auch, dass der Kuckuck am liebsten Raupen verspeist. Dabei gehören Raupen irgendwie zu meinen Lieblingstieren. Wenn sie nicht gerade Omamas Gemüse aufschnabulieren, find’ ich sie lustig, und außerdem werden sie irgendwann schöne Schmetterlinge.

Ein scheuer Vogel

Wenn man einen Kuckuck rufen hört, sollte man übrigens immer Geld eingesteckt haben, denn dann hat man das ganze Jahr über genug davon. Kaum jemand sieht einen Kuckuck in echt, denn er ist sehr scheu. Aber ihr werdet es nicht glauben, ich hab kürzlich trotzdem einen Kuckuck getroffen, er hatte gerade eine dicke Raupe im Schnabel. Da hab’ ich mir gedacht, ich könnte ihn fragen, ob das mit dem Geld in der Tasche stimmt. Er hat den Kopf so heftig geschüttelt, dass die arme Raupe im Schnabel hin- und hergeschlackert ist. Dann wollte ich noch wissen, ob er es gut findet, die Eier in fremde Nester zu legen. Als er mit einem lautem „Ja!“ geantwortet hat, ist ihm die Raupe aus dem Schnabel gefallen und hat sich blitzschnell verkrochen. Da war der Vogel natürlich sauer, aber ich kann mich auf einen bunten Schmetterling freuen.

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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