Schwer begeistert von Viren
„Herr Penninger, unser berühmtester Absolvent“, erklärt Direktor Andreas Hofinger einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern, mit wem er da auf Rundgang durch das Haus unterwegs ist. Die bestaunen den Mann, wie Kinder eben schauen, wenn ihnen Ehrfurcht angeraten wird. Der prominente Besucher ist Josef Penninger (57), Wissenschafter mit Weltruf. Er hat 1982 am Bundesgymnasium Ried/I. maturiert und gratuliert jetzt der Schule zu ihrem 150-jährigen Bestehen.
Virus wird milder
Im Rieder Krankenhaus, mit dem das Gymnasium seit Längerem eine Partnerschaft in Form eines sozial-humanen Ausbildungszweigs pflegt, hält der Genforscher ein Referat. „Ich bin schwer begeistert von Viren“, gesteht der Leiter des Life Sciences Institut an der University of British Columbia in Vancouver/Kanada. Penninger schildert seinen wissenschaftlichen Werdegang und sein Arbeitsfeld. Soeben ist er aus Spanien von einem Netzwerktreffen europäischer Covid-Forscher zurückgekehrt. „Wir werden mit dem Virus leben lernen müssen“, berichtet er und ist dennoch zuversichtlich: „Das Virus hat überhaupt kein Interesse, die Leute umzubringen.“ Es werde milder und milder werden, analog zu jenem der ersten Corona-Pandemie 1889 mit Millionen von Toten – dem heutigen Schnupfenvirus. In der Forschung gehe es jetzt darum, die Schwachstellen von Coronaviren zu entdecken, der aktuellen und aller noch kommenden. Die Lösung liege bei der Andockstelle ACE2 auf der Zelloberfläche, vornehmlich der Nasen- und Mundschleimhäute. „Durch diese Türe kommt das Virus in unseren Körper.“
Einfallstor schließen
Doch dieses Einfallstor könnte womöglich bald durch Inhalation eines löslichen Wirkstoffs, der den Erreger bindet und blockiert, geschlossen werden. Wichtig werde künftig eine Behandlung in einem möglichst frühen Krankheitsstadium sein.
Heimat wird wichtiger
Penninger bekennt sich zu seiner Herkunft. Etwa indem er sagt, dass ihm in der Ferne Heimat als Anker zunehmend wichtig geworden sei. Oder wenn er in leicht Englisch eingefärbtem Innviertler Dialekt von Kindheitserlebnissen im „Woid“ in Gurten spricht, wo wohl sein Interesse für die Natur, die Naturwissenschaft begründet worden sei.
Ja zur Impfung, nein zur Pflicht
Penninger rät unbedingt zum Impfen, steht jedoch einer Pflicht aus medizinisch-ethischen Gründen kritisch gegenüber. Eigentlich habe er damals Profifußballer werden wollen, erzählt er. „Ich hatte halt das Glück, dass ich manchmal die richtige Abzweigung genommen habe.“ Und er habe Mentoren gehabt. Namentlich nennt Penninger Ferdinand Seitl, seinen Klassenvorstand. „Er hat in mir etwas gesehen und gefördert.“ Und seine Erinnerung an die Schulzeit? „Ich war nicht wirklich ein guter Schüler“, gesteht Penninger freimütig. Doch habe sich ihm damals die Chance zur humanistischen Bildung eröffnet, als Zugang zur zentralen Frage: Was ist die Wahrheit? „In einer Welt, in der viele eine Meinung haben und nicht wissen, was Sache ist“, sei die Suche nach Wahrheit entscheidend. „Ich bin sicher nicht einer der klügsten Absolventen“, wehrt er Huldigungen ab. Vor allem in Deutsch habe er Schwierigkeiten gehabt, abgesehen von Problemen aufgrund jugendlicher Aufmüpfigkeit. So habe ihm der Lateinprofessor gedroht, er werde bei der Matura durchfallen, falls er sich nicht die Haare schneiden lasse. Die wirre Pracht ist geblieben, nur weiß ist sie geworden.
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