Schmetterling und Blumenstrauß

Seppy umarmt die Omama ganz fest
Endlich ist Omama wieder zu Hause - und kocht Köstlichkeiten für Seppy. Der will sich gerne revanchieren

von Christa Koinig

Ich hab’ vor einiger Zeit eine dicke Raupe kennengelernt, aber kaum, dass wir uns gut verstanden haben, hat sie sich vertschüsst und sich mir nix, dir nix verpuppt. Jetzt warte ich bis sie sich als Schmetterling endlich aus ihrem Gespinst herausbequemt. Ich muss ihn ganz dringend anschauen können, weil ich eine Schmetterlingszeichnung machen will, um sie unserer Omama zu schenken. Ich möchte ihr eine Freude bereiten, weil sie endlich wieder bei uns daheim ist.

Verlockender Duft

Andererseits, ich könnte der Omama auch einen Strauß Sommerblumen schenken. Ja genau, das mache ich. Aber vorher werd’ ich kurz in der Küche vorbeischauen, es duftet nämlich so verlockend gut, vielleicht nach Palatschinken, oder ist es doch Kaiserschmarrn? Daneben geraten! Es sind Marillenknödel, dralle runde, süße Knödel. Nicht solche, die Kasperl und ich fabriziert haben, die haben wie Knackwürstel ausgesehen und geschmeckt haben sie auch so ähnlich. Aber jetzt gibt‘s Marillenknödel von der Omama! Ich sollte wirklich noch schnell einen bunten Blumenstrauß pflücken. Aber irgendwie mag ich auf der Wiese keine nassen Füße bekommen, es hat nämlich geregnet. Oje, keine Zeichnung, keine Blumen.

Etwas Geduld

„Omama, ich wollte dir so gerne eine Schmetterlingszeichnung schenken, aber der Schmetterling schläft noch in seiner Hülle, und Blumen wollte ich dir auch schenken“, hab ich kleinlaut gesagt. „Seppy, du musst dich noch etwas gedulden, es dauert sicher noch ein Weilchen, bis der Schmetterling aus seinem Kokon herauskommt“, hat sie gemeint, „und wegen der Blumen sag’ ich dir was. Es gibt einen Spruch von einem bekannten Dichter. Er hat gesagt: Ich habe heute ein paar Blumen nicht gepflückt, um dir ihr Leben zu schenken.“ Wie schön das klingt. Jetzt fällt mir dazu auch was ein: Wenn du eine Blume magst, pflückst du sie einfach. Aber wenn du eine Blume liebst, gießt du sie täglich.“ Und weil ich meine Omama lieb habe, umarme ich sie jetzt.

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