„Pieces of Berlin“ nennt er die Porträts, was das Langzeitprojekt erklärt: über die Menschen gesellschaftliche Vielfalt und deren Wandel abzubilden. Reischauer benennt die Bilder pfiffig-knapp: „die Leonie“, „der Marek“, „die Glauca“, „der Fritz“.... Eine kleine, feine Auswahl präsentiert er jetzt im Rieder Kulturlokal KiK.
Aus Eitzing
Reischauer ist in der kleinen Gemeinde Eitzing (Bez. Ried) aufgewachsen. Nach Matura und Zivildienst hat er das Kolleg für Fotografie an der Graphischen in Wien absolviert. Danach hat er sich Richtung Berlin aufgemacht. „Auf gut Glück.“ Er fand auf Anhieb einen Job, verliebte sich in die Stadt.
Seine Frau kommt aus dem Piemont
Und in Elena Capra (38), seine Frau. Sie kommt aus dem Piemont, ist ebenfalls Fotografin. Die gemeinsame Tochter Liv ist zwei. Die Familie wohnt in Neukölln, das immer noch Brennpunkt sei, sich jedoch so rasant wie kein anderer Bezirk verändert habe. Habe man damals ohne großen finanziellen Druck viel ausprobieren können, dominiere heute der Kommerz.
Ein Zuhörer
Reischauer ist auch ein aufmerksamer Zuhörer, lässt die Menschen reden. Über die Jahre sei aus den Momentaufnahmen samt dahinter liegenden Erzählungen eine zeitgeschichtliche Dokumentation geworden, sagt er. Das Unbeschwerte sei gewichen, zentrales Thema heute der Mangel an Wohnraum, der nur schwer zu finanzieren sei. Sie beobachte die Stadt seit fast 40 Jahren, erzählt „die fabrizia“, 65, Architektin und Publizistin: „die nischen, die phantasie, die arbeitsmöglichkeiten sind längst vorbei. wenn man sich nur noch den kopf darüber zerbrechen muss, wie man seine kosten decken kann, dann ist nichts mehr interessant.“
www.piecesofberlin.com
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