Kunstwerkstatt statt Ruhestand

Oskar Pointecker
Mit 58, in einem Alter, in dem andere die Pension herbeisehnen, hat sich Oskar Pointecker zum Neustart entschlossen. „Ich habe mir gesagt, die Jahre, die ich noch darf, soll, muss, sollen eher kreativ sein.“ Also hat er vor einem Jahr in der abseitigen und dennoch zentralen Eislaufgasse in Ried im Innkreis eine „Werkstatt für Ideen, Kunst und Druck“ eröffnet.
Radikale Umbrüche
Pointecker hat Buchdrucker gelernt und die radikalen Umbrüche der Branche miterlebt. 1991 hat er sich mit einer Grafik- und Werbeagentur selbstständig gemacht. Basis von Qualität sei nach wie vor eine gute Handzeichnung, ist er überzeugt. Das könne technischer Fortschritt unterstützen, nicht ersetzen.
Zwei alte Druckmaschinen
Zentrum der Werkstatt sind zwei Druckmaschinen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie nicht nur nostalgisches Mobiliar, auf ihnen wird wie ehedem mit Muskelkraft gedruckt: Einladungen, Billetts, limitierte Kartenserien, auf Wunsch koloriert oder personalisiert. Zudem gibt es Passepartouts und Rahmen nach Maß. Und Werke von Pointecker, vom präzisen Strich bis zum Aquarell. Auch für Freunde ist Platz, aktuell sind Marion Kilianowitsch und Walter Kainz aus dem nahen Pramet zu Gast. „Der Zugang zu allem, was ich bisher gemacht habe, war immer Freude und Begeisterung“, erzählt Pointecker. In dem kleinen, feinen Laden ist hoher Anspruch spürbar: Es geht um das Ästhetische und Schöne, die Symbiose von Kunst und Handwerk. Ehefrau Anni (59) sorgt im Hintergrund dafür, dass bei aller überschießenden Kreativität das Organisatorische nicht zu kurz kommt. „Das ist unser zweiter Lohn“, sagt Oskar Pointecker: „Dass wir jeden Tag gesagt bekommen, wie gut es ist, dass es so etwas in Ried gibt.“ Er versteht das als Bestätigung dafür, dass es auch in einer Kleinstadt das Bedürfnis nach schönen Dingen gibt. „Man muss es nur wecken und unterstützen.“
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