Fünf Stunden lang Blut, Schweiß und Tränen

Ein Mann in einem schwarzen Anzug schreit auf einer Bühne, umgeben von Chormitgliedern.
Premiere für das Bühnenweihfestspiel "Parsifal" von Richard Wagner im Musiktheater Linz

Große und vor allem lange Premiere gestern, Samstagabend, im Linzer Musiktheater. Fünf Stunden dauert die Aufführung eines besonderen Stücks Musikgeschichte.

„Parsifal“ – das ist die Schöpfung, mit der sich Richard Wagner als Künstler von der Welt verabschiedete. Als er sich dieses Werks annahm, befand er sich an einem Wendepunkt seines Lebens: 1876 hatte er mit dem Festspielhaus in Bayreuth ein Theater eröffnen können, das nur den Aufführungen seiner Werke gewidmet sein sollte.

Auf einer Bühne umarmen sich ein Mann mit verbundenen Augen und eine Frau mit lila Haaren.

Er hatte sich nun endgültig – wenn auch als Person und Künstler immer noch heftig umstritten – als feste Größe im deutschen Kulturleben etabliert. Und das merkt man seiner letzten Oper auch an. Denn hier brauchte Wagner keinerlei Rücksichten mehr zu nehmen und war als Künstler ganz bei sich. So ist dieses Bühnenweihfestspiel der wohl „echteste“ Wagner.

Eine Erlöserfigur

Inszenieren wird dieses Bühnenweihfestspiel um den Toren Parsifal, der sich die Tugend des Mitleidens erarbeitet und so die leidende Ritterschaft, die den Heiligen Gral hütet, erlösen kann, der Linzer Schauspieldirektor Stephan Suschke: „Wagner hat Parsifal zu einer Zeit komponiert, als Marx noch, Freud schon gelebt haben. Und deren Denken sind die beiden Arme der Geburtszange, derer sich die Linzer Inszenierung bedient. Ersterer ist für den kalten Blick auf die gesellschaftlichen Machtstrukturen, und der Wiener Psychoanalytiker für den auf die Seele zuständig. Also steht im Zentrum ein bröckelndes Imperium, das einer Erlöserfigur bedarf, um zu alter Stärke zu gelangen. In Zeiten schwindender Gewissheiten, komplexer Konstellationen braucht es einfache Erzählungen.“ Am Pult des Bruckner Orchesters steht Chefdirigent Markus Poschner.

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