Offen, konsequent, ungeduldig

Johannes Eichinger /(li.), Superintendent Gerold Lehner und Renate Bauinger (re.)
Die 57-jährige Hochschullehrerin Renate Bauinger wird mit 1. Juli Superintendentialkuratorin der Evangelischen Kirche.

Eigentlich wollte sie Ärztin werden. Die Aufnahmsprüfung hatte sie mit „sehr gut“ bestanden, doch ein Studienplatz wurde ihr verweigert. Das war zu Zeiten des kommunistischen Ceauşescu-Regimes Anfang der 1980er-Jahre im rumänischen Hermannstadt, wo Renate Bauinger inmitten der Landler geboren und aufgewachsen ist. Im Wendejahr 1989 ist sie mit der Heirat nach Österreich übersiedelt. Damit schloss sich ein Kreis, denn die Vorfahren waren wegen ihres protestantischen Glaubens 1737 aus Bad Goisern emigriert worden.

"Aufstehen, Krönchen richten, weitergehen"

Heute ist die 57-Jährige verwitwet, Mutter zweier erwachsener Kinder und Oma eines Enkelkindes. Mit Niederlagen hat sie umgehen gelernt: „Aufstehen, Krönchen richten und weitergehen.“ Bei der Wahl zur Superintendentialkuratorin hat sie sich jedenfalls durchgesetzt. Im fünften Durchgang ist sie mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit gewählt worden. Die Funktion ist das höchste weltliche Amt der Evangelischen Kirche, der weltliche Gegenpart zu Superintendent Gerold Lehner. Ihr Vorgänger Johannes Eichinger hatte diese Aufgabe 15 Jahre inne.

Teamplayer, Familienmensch

Was zeichnet sie aus? „Ich bin konsequent, offen, wissenshungrig, lustig, ein Teamplayer und Familienmensch.“ Schwächen? „Ich bin ungeduldig, wenn ich mir etwas in den Kopf setze. Ich denke und arbeite schnell, das ist für Menschen oft nicht ganz einfach.“ Sie sieht ihren Glauben als „Kraft, die tröstet und stärkt“.

Pädagogin

In der evangelischen Kirche hat sie sich seit ihrer Jugend engagiert, seit 2006 leitet sie die Evangelische Akademie. Beruflich ist sie stellvertretende Leiterin des Instituts für Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Linz. Sie plädiert in gewissen Bereichen für Frauenquoten, wie wohl sie betont, „ich möchte mit meinem Wissen und meiner Kompetenz gesehen werden, und nicht, weil ich Frau bin“.

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