Neue Aussichtswarte am Gobelberg

Blick auf eine Stadt mit einem Schloss an einem Fluss, umgeben von bewaldeten Hügeln.
Die kleinste Stadt Oberösterreichs, Grein, beherbergt das älteste deutschsprachige Theater.

Die Stadt Grein hat die schon seit 1894 auf ihrem Hausberg, dem 484 Meter hohen Gobelberg, befindliche Aussichtswarte gänzlich neu gestaltet. Eine treffliche Gelegenheit, diesen Ort in Verbindung mit einer Genusswanderung kennenzulernen.

Wir begeben uns vom historischen Stadtplatz der einwohnermäßig kleinsten Stadt Oberösterreichs auf den Wanderweg 1 und steigen dem gemütlichen Serpentinenweg folgend immer höher aus dem Donautal. Rasch sind die 250 Höhenmeter bewältigt und wir befinden uns bei der letzten Weggabelung vor unserem Ziel. Ein Arbeiter montiert gerade den neuen Wegweiser für die Gobelbergwarte, die am kommenden Samstag, den 18. Mai mit einem Festakt eröffnet wird. „Nicht nur die Aussichtswarte, sondern auch die Bockmauer sind einen Besuch wert“, informiert der ehrenamtlich tätige Wegewart Engelbert Aichinger.

Staunen auf der Bockmauer

Die Bockmauer ist tatsächlich ein Ort zum Staunen. Auf einem mächtigen hohen Granitblock tummeln sich mehrere bizarre Figuren aus Metall. Sie stellen Burggestalten wie Hofnarr, Drache oder Burgfräulein dar und weisen darauf hin, dass Grein von mehreren Burgen umgeben ist. Alle scheinen sich tanzend ihres Lebens zu erfreuen und regen zum Nachdenken an. Der in Chile aufgewachsene und in Österreich lebende Bildhauer Miguel Horn hat sie gestaltet.

Unmittelbar daneben erhebt sich der 21 Meter hohe Aussichtsturm, den wir über seine 100 Stufen besteigen. Drei schräg nach oben verlaufende sich kreuzende Stützen tragen ihn und sollen an die den Ort umgebenden Bäume erinnern.

Ein Aussichtsturm aus Stahl mit mehreren Ebenen und Treppen steht in einem Wald.

„Um diese Stützen schlank und filigran zu halten, werden sie mit dünnen Seilabspannungen verbunden. Dadurch wird die Konstruktion des Bauwerks stabil gehalten,“ so der Greiner Oliver Schörgi, der bei der Planung der Warte beteiligt war. Oben angekommen genießen wir die Rundumsicht: im Norden auf das Hügelland des Mühlviertels, im Süden auf die Ostalpen vom Ötscher bis zum Höllengebirge, im Westen auf das Machland mit Donautal, im Osten auf Grein und den Strudengau. Die 90-minütige Rundwanderung führt uns auf dem Wanderweg 2 wieder ins Zentrum.

Kunst und Kultur

Wer heute das Städtchen Grein besucht, ahnt nicht, dass die ruhig dahinfließende Donau früher ein gefährlicher Strom war. Bürgermeister Rainer Barth: „Die Bürger machten aus der Not eine Tugend. Sie wurden Meister in der Kunst, Schiffe durch die gefährlichen Stromschnellen zu manövrieren. Dadurch wurden sie wohlhabend, was man am Charme der spätmittelalterlichen Bürgerhäuser am Stadtplatz erkennen kann. Sie pflegten auch Kunst und Kultur.“ Ein Zeugnis dafür ist das historische Stadttheater aus 1791. Die Leiterin des Tourismusbüros Grein und Stadtführerin Karin Holzweber: „Das Stadttheater ist das älteste weltliche Theater im deutschsprachigen Raum und eine Sehenswürdigkeit von europäischer Bedeutung.“

Kuriose "Sperrsitze"

Kurios sind die „Sperrsitze“, die nur der Platzbesitzer mit einem Schlüssel öffnen konnte. Wenn man durch den seit über 200 Jahren bespielten Kulturtempel geht, der baulich unverändert blieb, kann man förmlich die Theaterluft riechen. Jedenfalls aber nicht mehr die Düfte, die dem an den Zuschauerraum angeschlossenen Plumpsklo entströmten. Nur ein Vorhang trennte „geschäftige“ Theaterbesucher von den übrigen Kulturfreunden, die auf den anderen 167 Sitzen derweil ausharrten.

Autor: Josef Leitner

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