Nazi-Altlast in Frankenburg

Der Itzingerweg in Frankenburg
Da und dort gibt es sie immer noch: Straßen und Gassen, die an ehemalige Nationalsozialisten erinnern. Historische Altlasten halten sich hierzulande hartnäckig, weil es oftmals an Wissen, Interesse, Sensibilität mangelt. An politischer Courage auch. Schließlich sind da die Ewiggestrigen, die an der Erinnerung an jene dunkle Zeit partout festhalten, Demokratie und Rechtsstaat verhöhnen.
Frankenburg am Hausruck (Bez. Vöcklabruck) hat einen „Itzingerweg“, benannt nach dem Schriftsteller Karl Itzinger (1888-1948). Von ihm stammt der Ursprungstext zum „Frankenburger Würfelspiel“, das die Identität der Marktgemeinde stark prägt. Itzinger war vor 1938 als illegaler Nationalsozialist aktiv, danach als NSDAP-Mitglied (Nummer 6.369.665) in verschiedenen Funktionen tätig. So war er Gauhauptstellenleiter für die bäuerliche Nachwuchserziehung und gegen Kriegsende in Lambach Leiter einer Volkssturmeinheit.
ÖVP will keine Änderung
„Kein Thema“ ist für Frankenburgs Bürgermeister Norbert Weber (ÖVP) jedoch, dem glühenden Nazi den Gassennamen zu entziehen „Er hat das Stück geschrieben, es war halt die Zeit so. Wieso soll man Geschichte verleugnen?“ Auch habe sich bis jetzt niemand aufgeregt, wundert sich Weber: „Warum jetzt?“
Vielleicht, weil das heuer gefeierte doppelte Jubiläum ein guter Anlass zum Umdenken wäre. 1625 ereignete sich das Blutgericht auf dem Haushamerfeld, als aufständische Bauern um Leben und Tod würfeln mussten; 1925 wurde das „Würfelspiel“-Stück uraufgeführt.

Rekordbesuch beim heurigen Würfelspiel
Der Schauspieler Cornelius Obonya regte in seiner Festrede zum Auftakt der diesjährigen Spielsaison an, die Würdigung Itzingers zu überdenken. Obmann Michael Neudorfer wird das Thema bei nächster Gelegenheit im Vorstand des Würfelspielvereins vorbringen. Sein Vorschlag: Eine Zusatztafel soll aufklären, wer sich hinter dem Wegenamen verbirgt. „Klare Worte in aller Kürze.“ Ein diesbezüglicher Antrag soll an die Gemeinde gerichtet werden, die dann zu entscheiden haben wird.
Würfelspiel-Text bereits mehrfach geändert
Der Text des „Würfelspiels“ wurde bereits mehrmals überarbeitet, von sprachlichen Klischees und völkisch-nationalem Denken der damaligen Zeit befreit, in eine historisch korrekte Form gebracht. Dieser Prozess sei nicht abgeschlossen, sagt Neudorfer. Im Übrigen war der heurige Theatersommer ein voller Erfolg, dem auch der regenreiche Juli nur wenig anhaben konnte. Von den geplanten zwölf Aufführungen mussten nur zwei abgesagt werden, dafür wurde eine Extravorstellung eingeschoben. Rund 18.000 Besucher seien Rekord, ist Obmann Neudorfer rundum zufrieden: „Die beste Saison aller Zeiten.“ Was ihn vor allem freut, sind die vielen positiven Reaktionen. Jede Vorstellung sei mit Standing Ovations bejubelt worden. Und: Lob habe es nicht nur für die Aufführungen, sondern für die gesamte Organisation gegeben.
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