Naturversteher statt Naturkonsumenten

Silke Kranz ist Ärztin in Bad Zell
Egoismus-Fasten ist angesagt. Illegale Downhiller gefährden Menschen und Natur. Von Silke Kranz.

In den vergangenen Wochen habe ich Ihnen ein paar „körperliche“ Tipps für die Fastenzeit gegeben, heute möchte ich Ihnen ein anderes Fasten empfehlen: Egoismus-Fasten.

Regeln werden nicht eingehalten

Seit Kurzem wohne ich am Fuße des Linzer Pfenningberges, immer wenn die Zeit es zulässt, schnüre ich meine Laufschuhe und wage einen Gipfelsturm. Da gibt es einen Abschnitt, beschildert mit „Radfahren und Reiten verboten“. Zusätzlich war dieser Bereich in der vergangenen Woche wegen Forstarbeiten gesperrt, die entsprechenden Maschinen waren – für mich aus der Ferne – auch laut und deutlich zu hören. Und trotzdem rasten einige Downhiller den Weg hinunter. Das verstehe ich nicht – es gibt Sicherheitsvorkehrungen und es gibt Regeln. Sich nicht daran zu halten, bedeutet, die eigene Gesundheit und die anderer Personen zu gefährden. Und nicht nur das. Ehrenamtliche Vereine wie die Naturfreunde, bei denen ich selbst immer wieder mithelfe, bemühen sich, Routen auszuschildern sowie zu pflegen, mit den Grundbesitzern zu verhandeln, dass ihre Wege befahren werden dürfen, und vieles mehr.

Verärgerte Eigentümer

Verständlich, dass die Eigentümer immer weniger Interesse daran zeigen, wenn ihr Grund abseits der Pfade zerstört wird oder sie sogar haftbar bei selbst verschuldeten Unfällen gemacht werden. Das geht dann schlussendlich auch zulasten jener, die sich an die Regeln halten und einfach die Natur genießen möchten.

Huber-Buam

Vor Kurzem habe ich eine Dokumentation mit den Huber-Buam, den beiden bayrischen Extremkletterern, gesehen. Was sie gesagt haben, hat mir unglaublich gefallen: „Wir sind Natursportler und dadurch sehen wir uns auch als Naturversteher, nicht als Naturkonsumenten“. Vielleicht ist genau jetzt der optimale Zeitpunkt, sein eigenes Verhalten einmal zu überdenken. Viele von uns verzichten gerade in der Fastenzeit auf verschiedene Nahrungsmittel oder Luxusgüter, Handy- oder Shopping-Fasten sind nur zwei Beispiele dafür. Damit wollen viele zumindest eine Zeit lang aus der schnelllebigen Konsumgesellschaft ausbrechen und die eigenen Bedürfnisse und Prioritäten neu ordnen.

Wertschätzung und Achtsamkeit

Das finde ich gut. Genau hier könnten wir unser Konsumverhalten in Bezug auf unsere einmalige Natur sowie das Eigentum anderer überdenken. Und uns in einer ruhigen Minute auch mit den Begriffen Wertschätzung und Achtsamkeit auseinandersetzen. Dann fällt uns vielleicht das Outdoor-Miteinander leichter und wer weiß, welche Wege sich uns dann eröffnen – im eigentlichen und im übertragenen Sinn.

Silke Kranz ist Ernährungs- und Sportmedizinerin und Ärztin für Allgemeinmedizin in Bad Zell

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