Narzissenblüte auf dem Zuckerhut

Narzissenpracht mit Blick auf den Zwillingskogel
Grünau. Über die Irrer Alm und den Stoamandlsteig gelangt der Wanderer auf den Zuckerhut

Zuckerhut kann vieles bedeuten. Als Zichorienart schmeckt er vorzüglich. Seinem Namen viel gerechter wird aber das kegelförmige Zuckerprodukt. Genau diese Form besitzt der Hausberg von Grünau. Ein harmonischer Kegel, am Fuß des Toten Gebirges gelegen. Die vielen weißblühenden Narzissen schmücken ihn bis Anfang Juni wie ein Zuckerguss. Knapp 400 Meter erhebt er sich über die Almtalgemeinde.

Der gut beschilderte Rundweg „6 Zuckerhut“ beginnt direkt an der Ortseinfahrt in Grünau nach der Brücke über den Grünaubach. Das fröhlich plätschernde Gewässer begleitet den Wanderer das erste Stück. Dann wendet sich der Weg in Richtung des markanten grünen Kegels. Durch steiles Waldgelände steigt man 200 Höhenmeter hinauf. Eine Rastbank gibt einen ersten Blick auf eine Narzissenwiese frei.

Um die volle Blütenpracht zu erkunden, steuern wir die idyllische Irrer Alm an. Mehrere Wanderer genießen auf der Hüttenbank bereits die Aussicht auf die Narzissenwiesen. Die Kühe sind sichtlich unberührt vom griechischen Mythos, der dieser Blume den Namen gegeben hat. Der schöne selbstverliebte Jüngling Narziss wurde nach seinem Tod in eine Narzisse verwandelt, um so der Nachwelt erhalten zu bleiben. Ein betörender Duft erfüllt die Luft. Man versteht, dass sich die Bezeichnung Narzisse vom griechischen Wort für „betäuben“ herleitet. Als Betrachter ist man geradezu benommen von Duft und Anblick. Ein Spruch des Zen-Buddhismus beschreibt das Phänomen mit anderen Worten: „Wenn die Bergblumen erblühen, offenbart ihr Duft den wahren Sinn.“ Und für so manche, die mit einem Narzissenstrauß mitten durch die Wiese streifen, sei das Wort von Francis Bacon in Erinnerung gerufen: „Der Duft der Blumen ist weit süßer in der Luft als in der Hand.“

Dann aber lockt der Gipfel des Zuckerhuts. Dafür geht es einige Schritte zurück vor das Almgelände. Dort führt gut sichtbar der „ Stoamandlsteig“ steil nach oben. Wieder sind zweihundert Höhenmeter zu überwinden, bis der Gipfel erreicht wird. Ein mit Steinen befestigtes improvisiertes Gipfelkreuz begrüßt die Wanderer. Die prächtige Aussicht entschädigt für die Mühen des Aufstiegs. Ein schmales Weglein führt auf dem bewaldeten Bergrücken weiter. Bizarre Kalksteinfelsen säumen den Weg.

Nach steilem Abstieg wird ein Forstweg erreicht. Vielerlei Blumen am Wegrand springen ins Auge. Neben den bekannten Margeriten und Lichtnelken auch Akeleien, Storchenschnabel und die gefährliche Tollkirsche. Je näher man sich auf diesem Gipfelrundweg wieder der Irrer Alm nähert, desto öfter blitzen die weißen Wiesen durch den Wald. Wir durchqueren das Almgelände und nähern uns der Markierung folgend rasch dem Ortszentrum von Grünau.

Ein Milan zieht majestätisch seine Kreise am Himmel. Schon von weitem ist die Kirche sichtbar. Sie steht auf einem vorspringenden Bergrücken.. Die Grünauer Historikerin Anna Pimminger weiß: „Mit der Gründung des Stiftes Kremsmünster durch Herzog Tassilo von Bayern im Jahr 777 tritt auch die Landschaft am Almfluss ins Licht der Geschichte. Der Name „Gruonna“ erscheint erstmals im Jahr 1160 in den Urkunden. Daraus entwickelte sich die heutige Bezeichnung Grünau.“ Ein würdiger Abschluss des dreistündigen Rundwegs ist der Besuch in der dem Heiligen Jakobus gewidmeten prächtigen Barockkirche.

Josef Leitner ist Universitätslektor und besucht mit seinem Reisemobil interessante Plätze der Kultur und Natur.

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