"Nachfrage nach Lebensmitteln wird hoch bleiben"

Walter Scherb
Walter Scherb, Geschäftsführer des Lebensmittelherstellers S. Spitz GmbH, rechnet weiter mit einer hohen Nachfrage. Von Stephan Scopetta.

Die Firma S. Spitz GmbH ist seit mehr als 160 Jahren Entwickler, Erzeuger, Veredler und Vermarkter von Nahrungsmitteln und Getränken in Premium-Qualität. Walter Scherb, Geschäftsführer des Lebensmittelherstellers S. Spitz GmbH, ist davon überzeugt, dass wir die globalen Lieferketten in Zukunft überdenken müssen.

Seit Wochen hält die Corona-Krise die Welt in Atem. Wie schwerwiegend werden die Auswirkungen für die Wirtschaft werden?

Walter Scherb: Die Auswirkungen des Corona-Virus sind derzeit nur schwer abschätzbar, zum jetzigen Zeitpunkt sind jedoch schon nahezu alle Bereiche der österreichischen und europäischen Wirtschaft stark betroffen. Die schnelle Reaktion der Notenbanken und Regierungen stimmt mich jedoch positiv, dass die langfristigen Schäden der Industrie begrenzt bleiben sollten.

Echte Stabilisatoren für die heimische Wirtschaft sind die Lebensmittelhändler. Hat sich der erhöhte Absatz der letzten Wochen auch bei Ihnen bemerkbar gemacht?

Ja, bei uns hat sich eine stark erhöhte Nachfrage bemerkbar gemacht, vor allem, als die Regierung erste Maßnahmen ergriffen hat und es vermehrt zu hohen Eindeckungen der Konsumenten gekommen ist. Jetzt, mehr als zwei Wochen später, hat sich dies wieder etwas eingependelt. Wir erwarten aber generell, dass die Nachfrage nach Lebensmitteln volatil und auf einem überdurchschnittlichen Niveau bleiben wird.

Wie lassen sich solche Absatzsteigerungen im Krisenmodus überhaupt bewältigen?

Wir bei Spitz haben bereits sehr früh präventive Maßnahmen gesetzt – bereits vor Wochen wurden Dienstreisen eingestellt, erhöhte Hygienemaßnahmen implementiert und Vorbereitungen zu einer ausgedehnten Home-Office-Tätigkeit getroffen. Von den Ausgangseinschränkungen sind wir nicht betroffen, da wir zu den systemkritischen Betrieben zählen. Wir sind stolz auf den hohen Einsatz und das Commitment unserer Mitarbeiter, die jeden Tag aufs Neue in die Arbeit kommen, um die Lebensmittelversorgung aufrechtzuerhalten.

Was muss nun passieren, damit wir die heimische Wirtschaft vor dem schlimmsten bewahren?

Es muss vermieden werden, dass ein wirtschaftlicher Schock durch Corona zu einer längeren Rezession führt. Wir sind zuversichtlich, dass die Corona-Kurzarbeit, Härtefonds für Ein-Personen-Unternehmen sowie Klein- und Mittelbetriebe, die Stundung von Sozialversicherungsbeiträgen sowie die Stärkung der Lieferketten dafür sorgen werden, die heimische Wirtschaft vor dem Schlimmsten zu bewahren.

Welche Lehren ziehen Sie für Ihr Unternehmen aus dieser aktuellen Krise?

Bislang hat sich erwiesen, dass wir für eine solche Krise gut gewappnet sind und wirklich alle Mitarbeiter an einem Strang ziehen, wenn es darauf ankommt. Gelernt haben wir, wie enorm wichtig eine klare, regelmäßige Kommunikation, intern sowie extern, ist. Ich denke auch, dass sich der vermehrte Einsatz von Telearbeit langfristig positiv auf unsere Meetingkultur und die Notwendigkeit von Dienstreisen auswirken wird.

Welche Lehren sollten wir als Wirtschaftsstandort aus dem Corona-Desaster ziehen?

Ich rechne damit, dass manche Teile der globalen Supply Chain überdacht werden und es vermehrt zu einem Aufbau der lokalen Wertschöpfung kommen wird. Die Lebensmittelindustrie in Österreich sollte also noch mehr gestärkt werden. Außerdem hoffe ich, dass die Wertschätzung von Mitarbeitern der systemkritischen Branchen auch zukünftig aufrechterhalten wird. Sie haben jetzt in der Krise die Versorgung Österreichs sichergestellt.

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