Mehr heimischer Wein ins Glas
Vier Gastronomen, aus jedem Landesviertel einer, servierten jeweils eine Spezialität und zusammen ein fein komponiertes Menü. Dazu kredenzten sieben Winzer und eine Winzerin aus Oberösterreich jeweils zwei ihrer Weine, vom Gemischten Satz über Chardonnay, Grünen Veltliner und Riesling bis hin zu Zweigelt und Rosé – ein blühendes Bouquet.
Beides zusammen stand für eine Kooperation, die im Gasthaus Schupf’n in Rohr im Kremstal stilgerecht besiegelt wurde. Ihr Ziel: Es soll vermehrt heimischer Wein ins Glas kommen.
2025 sei ein gutes, aber auch herausforderndes Jahr, berichtete Leo Gmeiner, Winzer aus Perg und Präsident des Weinbauverbands. Spätfrost und Hagel seien heuer ausgeblieben, sodass nach dem Ausfalljahr 2024 die Menge erfreulich stabil sei. Die Qualität auf den Punkt gebracht: „Der Wein ist leicht spritzig und fruchtig, hat weniger Säure und geringeren Alkoholgehalt. Wir hoffen, dass wir das in die Flasche bringen.“
70 Sorten
„Der oberösterreichische Weinbau ist dynamisch unterwegs“, zeigte sich Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger mit der Entwicklung der hierzulande noch eher jungen landwirtschaftlichen Sparte vollauf zufrieden. Dank Mut, Leidenschaft und Zusammenarbeit sei in nur zwei Jahrzehnten aus ein paar Hektar eine lebendige Weinregion geworden. Aktuell wird in Oberösterreich von rund 40 Winzerinnen und Winzern auf knapp 100 Hektar professioneller Weinbau mit sage und schreibe 70 Sorten betrieben.
Klimawandel
„Der Klimawandel macht’s möglich“, erkannte Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger in der globalen ökologischen Veränderung auch Positives. Aber nicht nur quantitativ sei der Weinbau gewachsen, auch die Qualität habe binnen kürzester Zeit Top-Niveau erreicht. „Es sollen mehr Tropfen aus Oberösterreich auf die Tische kommen“, wünschte sich Reinhard Guttner, Gastgeber des Abends und Obmann der 63 KultiWirte. Bei der mittlerweile größten Wirtekooperation im Land habe Regionalität beim Bezug der Rohstoffe absoluten Vorrang. Das soll künftig verstärkt auch auf der Weinkarte zum Ausdruck kommen. Guttner lebt das bereits vor.
20 Jahre Aufbauzeit
In seinem Haus macht Wein aus Oberösterreich bereits 80 Prozent aus. Das sei „Ergebnis von 20 Jahren Aufbauzeit“, sagt der Gastronom aus dem Kremstal. Regionalität liege im Trend, bestätigte Leo Gmeiner. Doch damit wolle man sich nicht begnügen. „Wir geben nicht unsere Kartons an der Türe ab, und der Wirt macht dann, was er will.“ Nur Wein einzuschenken sei zu wenig. „Die Gäste möchten nicht nur gute Qualität im Glas haben, sondern auch Gesichter und Geschichten hinter dem Wein kennenlernen.“
Bei aller Freude über diese Kooperation wies Langer-Weninger freilich auch auf neue Herausforderung hin: „Die Nachfrage nach alkoholfreien und alkoholarmen Getränken wächst weltweit.“ In vielen Betrieben hinke das Angebot noch hinter den Erwartungen der Gäste her. „Wer Pionierarbeit leistet, kann sich als Trendsetter profilieren“, animierte die Agrar-Landesrätin, diese Chancen zu nutzen.
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