MAN-Krise: Landespolitik wartet noch ab
Bei MAN-Steyr wackeln 2300 Arbeitsplätze
Nach den Ankündigungen des MAN-Vorstandes zu einem geplanten Personalabbau (weltweit rund 9500 Stellen) und dass Standorte wie Steyr „zur Disposition“ stünden, hat es am Freitag rundum Reaktionen aus der Politik gegeben. Die Landesregierung erklärte sich zu standortpolitischen Unterstützungsmaßnahmen bereit. Die FPÖ sieht die Bundesregierung wegen ihres Vorgehens in Sachen Corona verantwortlich.
ÖVP: Verhandlungen abwarten
Landeshauptmann Thomas Stelzer und Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (beide ÖVP) hielten fest, dass jetzt die Ergebnisse der Verhandlungen über die Umstrukturierungen abgewartet werden müssten. Man habe sofort nach der Ankündigung des MAN-Konzerns mit dem Unternehmen Kontakt aufgenommen. Für einen Erhalt des Standorts Steyr würden gute Argumente sprechen, insbesondere umfangreiche Investitionen in jüngerer Zeit und die hohe Qualität der Mitarbeiter. „Seitens des Landes sind wir in enger Abstimmung mit der Geschäftsführung von MAN Steyr und zu standortpolitischen Unterstützungsmaßnahmen bereit“, erklärten Stelzer und Achleitner. Sollte es tatsächlich zu einem Personalabbau kommen, werde das Land auch die betroffenen Beschäftigten „bestmöglich“ unterstützen, etwa im Rahmen einer Stiftungslösung, um mit Qualifizierungsmaßnahmen den Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.
FPÖ: Arbeitnehmer unterstützen
Der stellvertretende FPÖ-Bundesparteiobmann, LHStv. Manfred Haimbuchner kritisierte via Pressedienst seiner Partei, die im Raum stehende Schließung von Steyr sei auch eine Auswirkung des Corona-Lockdowns im Frühling diesen Jahres. Natürlich sei für einen global operierenden Konzern wie MAN die gesamtwirtschaftliche Situation in Europa und nicht nur in Österreich Entscheidungsgrundlage. Jedoch habe die schwarz-grüne Bundesregierung dazu beigetragen, Österreich als Standort in Krisenzeiten unattraktiv erscheinen zu lassen. Er forderte: „Kein Arbeitnehmer darf, weder heute noch morgen, im Stich gelassen werden“. Oberösterreich brauche sofort einen Masterplan für die aufgrund der Coronamaßnahmen kurzfristig und langfristig auftretenden Probleme.
Hackl: Steyr läuft gut
Der Steyrer Bürgermeister Gerald Hackl (SPÖ) gab sich in einer Stellungnahme ebenfalls abwartend, was bei den Verhandlungen des Betriebsrates mit der Unternehmensleitung herauskommt. Eine „Hiobsbotschaft“ sei die erste Ankündigung des Vorstandes, aber er hoffe, dass es ein Endergebnis gebe, mit dem alle leben können. Eine Schließung des Werkes könne er sich nicht vorstellen. Denn zuletzt seien in Steyr 60 Mio. Euro in eine neue Lackiererei investiert worden. Zudem würde dort die neue Mittelklasse produziert, die vom Markt gut angenommen worden sei. Der Bürgermeister verwies außerdem auf in Vergangenheit vom Aufsichtsrat genehmigte und vom Vorstand unterzeichnete Standort- und Beschäftigungssicherungsverträge bis 2030.
SPÖ ruft nach Handeln
Die oberösterreichische SPÖ-Vorsitzende Birgit Gerstorfer verlangte „entschlossenes Handeln“ von Bundes- und Landesregierung ein - mit einem Gipfel zur Rettung der heimischen Arbeitsplätze. Gemeinsam mit Vertretern aller Parteien, den Sozialpartnern und Gewerkschaften solle ein „treffsicheres Investitionsprogramm“ erarbeitet werden. Die bisherigen Initiativen von ÖVP, FPÖ und Grünen seien hauptsächlich eine PR-Show gewesen: „Wir müssen vom Reden zum Handeln kommen“, stellte Gerstorfer klar.
Gewerkschaft kämpft
Die Gewerkschafter Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA-djp) forderten statt dem Arbeitsplatz-Abbau die Ablöse des MAN-Managements und einen Neustart für die künftige Strategieausrichtung des Unternehmens - vor allem zusammen mit den Betriebsräten und Arbeitnehmern. Den aktuellen Transformationsprozess der Fahrzeugindustrie mit Massenkündigungen und Standortschließungen zu bewältigen, sei sicher keine nachhaltige Zukunftsstrategie, sondern erinnere vielmehr an die „dunklen Zeiten des Manchesterkapitalismus“, kritisierten Wimmer und Dürtscher. Sie kündigten an, dass die Gewerkschaften gemeinsam mit dem MAN-Betriebsrat für den Standort Steyr mit allen Mitteln kämpfen werden.
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