Linzer Frauenliteraturpreis für Niederberger

Lisa-Victoria Niederberger
Die Linzer Schriftstellerin Lisa-Victoria Niederberger erhielt den heurigen Marianne-von-Willemer-Frauenliteraturpreis. Von Gerlinde Rohrhofer.

Der Marianne-von-Willemer-Frauenliteraturpreis 2025 – benannt nach einer engen Vertrauten von Goethe – wird von der Stadt Linz vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert. Aus 61 Einreichungen gewann heuer die Linzer Schriftstellerin Lisa-Viktoria Niederberger (Jahrgang 1988) mit dem noch in Arbeit befindlichen Manuskript „Gräberfeld“.

KURIER: Schreiben Sie Frauenliteratur?

Lisa-Victoria Niederberger: Der Willemer-Preis wird nicht für „Frauenliteratur“ vergeben, sondern an weibliche Schreibende. Der Begriff „Frauenliteratur“ wurde in der männlich dominierten Literaturkritik lange benutzt, um die Arbeit weiblicher Schreibender abzuwerten: Frauen schreiben nur für andere Frauen. Männer für alle, erzählen, wie die Welt funktioniert. In der heutigen Zeit ist die Unterscheidung in Frauen- und Männerliteratur überholt. Eine Einteilung in Genres findet man nach wie vor: Krimi, Thriller, Fantasy, … Es gibt schon die Weiterentwicklung durch das sogenannte Trope Marketing. Die Tendenz geht dahin, Bücher mit immer weniger Begriffen zu beschreiben, in eine Kategorie zu schieben. Meine Bücher bewegen sich häufig zwischen den Genres, das finde ich spannender.

Welche Themen ziehen sich wie ein roter Faden durch jedes Werk?

Mir geht’s oft um Strategien des solidarischen Miteinanders, wie können Mensch und Natur ohne Ausbeutung gemeinsam existieren? Wiederkehrend sind feministische Fragestellungen: Gleichstellung und Carearbeit; auch Depressionen, Schlafstörungen, das Thema Tod. Gerne zeige ich „Was wäre, wenn … Situationen“ auf, zum Beispiel in der Klimakrise.

Lisa-Victoria Niederberger

Der Roman Lahea erscheint im Frühjahr 2026.

Im März 2025 kam Ihr Buch „Dunkelheit. Ein Plädoyer“ heraus. Es bewegt sich zwischen den Genres „Essay und Sachbuch“.

Was würde passieren, wenn wir der Dunkelheit wieder mehr Raum geben würden? Durch Reduzierung von nächtlicher Beleuchtung ginge die Lichtverschmutzung zurück. Nachtaktive Lebewesen werden in ihrem Lebensraum gestört. Sie geht oft mit Zersiedelung und Bodenversiegelung einher.

Spitäler, Industrieanlagen, Verkehrs- und Gastbetriebe funktionieren nur durch Tag- und Nachtarbeit.

Ja, diese müssen die Infrastruktur aufrechterhalten. Für die dort Tätigen gibt es einen besseren gesetzlichen Schutz als für Leute, die Pakete oder Speisen zustellen, Prospekte oder Zeitungen in der Nacht verteilen.

Wie hoch ist das gesundheitliche Risiko?

Ich habe selbst neben dem Studium sechs Jahre nachts in der Gastro gearbeitet und kenne Schlafstörungen und psychische Probleme. Am schlimmsten sind wechselnde Schichten. Aus Studien weiß man, dass durch Nachtarbeit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder hormonell bedingte Krebserkrankungen erhöht ist.

Wo sehen Sie Ihre Grenzen als Schriftstellerin?

Meine Aufgabe ist es, Fragen und Themen auf den Tisch zu werfen und Gedanken und Ideen zur Vertiefung anzubieten. Ich bin keine Arbeitsmedizinerin, keine Politikerin.

„Helle Sterne, dunkle Nacht“ ist ein …

… Kinderbuch, das kindgerecht erklärt, was draußen passiert, wenn wir schlafen.

Ihr Romandebüt „Lahea“ kommt im Frühjahr 2026 im Otto-Müller-Verlag heraus?

Eine Frauengruppe hat auf einer abgeschiedenen Insel die ideale Gesellschaft erschaffen: Geschlechtergrenzen scheinen überwunden zu sein, keine Ausbeutung der Natur, Carearbeit fair verteilt. Lahea kommt in eine Führungsposition und erkundet die Insel weiter. Dabei erfährt sie, dass diese Gesellschaft nicht von allen als perfekt wahrgenommen wird.

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