Liebe überwindet Fremdenhass

Zwei Frauen sitzen auf einer Bühne, die eine mit einem Sieb, die andere mit einer verzierten Vase neben sich.
Die Rainbacher Evangelienspiele treten im 20. Jahr in eine neue Epoche ein. Von Gerhard Marschall.

Wenn es Sommer wird, verlagert sich das kulturelle Leben von den Städten auf das Land, etwa in die beschauliche 1.500-Einwohner-Gemeinde Rainbach (Bez. Schärding). Der dort lebende Schriftsteller Friedrich Ch. Zauner hat alttestamentarischen Stoff dramatisiert, um Grundkonflikte des Menschseins auf der Bühne zu verhandeln.

Gemeinsam mit Ehefrau Roswitha hat er die Rainbacher Evangelienspiele begründet und zu einem weit über die Region ausstrahlenden Theaterereignis gemacht. Nach dem Tod der Eltern haben sich die Kinder – Anne, Agnes, Christa und Jakob – dazu entschlossen, das Projekt weiterzubetreiben. Das Erbe soll aber nicht nur verwaltet, sondern weiterentwickelt werden.

Es gut um die alttestamentarische "Ruth"

„Wir wollen nicht alles auf den Kopf stellen, nicht alles auslöschen“, sagt Anne Zauner. Aber es sollte auch nicht eine Kopie des Bisherigen sein. Im Kern gehe es um die Frage: „Was sagen uns die Stücke heute?“ Heuer geht es in „Ruth“ um das Fremdsein in der Fremde.

Die Moabiterin Ruth (Zeynep Alan) folgt ihrer Schwiegermutter Noemi (Vanessa Payer) in das ihr unbekannte Juda, sie wird dort angefeindet, weil sie anders aussieht und anders spricht. Doch sie lässt sich nicht zerstören. „Ruth ist eigentlich eine Antiheldin“, sagt Anne Zauner. „Sie ist keine Kämpferin, sondern eine, die dem Fremdenhass mit Unerschütterlichkeit entgegentritt.“

Eine Gruppe von Schauspielern steht auf einer Bühne vor einem Hintergrund aus Schilfgras.

Ruth und Noemi vor Gericht (v. li.): Groll,  Macho, Lingens und  Druckenthaner

Im 20. Jahr ihres Bestehens erleben die Evangelienspiele eine Premiere: Erstmals führt mit Babett Arens eine Frau Regie. „Sie kommt nicht aus der konservativen Ecke, sondern aus der freien Szene“, begründet Anne Zauner die Entscheidung. Arens liebe die Sprache des Vaters. Bei der Auswahl des Ensembles habe man ihr freie Hand gelassen, „sie hat aber auch auf uns gehört“.

Laienschauspieler

Seit Anbeginn werden für kleinere Rollen Laienschauspieler aus der Region eingebunden, dieses Mal der Bauer Franz Glaser und der pensionierte Lehrer Walter Druckenthaner. Schließlich ist da auch noch der Burgschauspieler Florentin Groll in einer herrlich komischen Rolle als Ältester.

Die Bühnenmusik stammt von Gunter Waldeck, der Chor aus Studierenden der Bruckner-Privatuniversität wird von Leona Silber geleitet. Parallel zur Sozialkritik passiert – im Sinne des Untertitels „Warum ich Augen habe, der Grund bist du“ – eine Liebesgeschichte, die nicht am Clash der Kulturen zerbricht. Ruth begegnet Boas (Eric Lingens) und erfährt, nach Ablehnung, Vorurteilen und auch Gewalt die große Liebe.

Auf einer zweiten Erzählebene entwickelt sich die Liebe der beiden Frauen Ruth und Noemi zueinander. Und so kommt es, laut Anne Zauner „für unseren Vater sehr ungewöhnlich“, zum Happy End.

Termine & Tickets

Premiere „Ruth“ Freitag, 16. 6., 19.30 Uhr, weitere Aufführungen Freitag, Samstag und Sonntag jeweils um 15 und 19.30 Uhr Tickets 30/25/15 € Theaterstadl, Hauzing 8, 4791 Rainbach im Innkreis rainbacher-evangelienspiele.at

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