Leiden am Domino-Effekt

Seppy mit den Dominosteinen
Wir spielen manchmal alte Brettspiele, wie zum Beispiel „Mensch ärgere dich nicht“. Das mag ich nicht wirklich, weil ich ja kein Mensch bin, sondern eine Puppe. Von Christa Koinig.

„Mühle“ finde ich zwar ganz gut, aber da sollte man sozusagen logisch denken können, und das fällt mir nicht so leicht. „Halma“ ist auch nicht einfach für mich, weil ich irgendwie patscherte Finger habe. Da lobe ich mir Domino. Das ist einfacher. Da legen wir eckige Spielsteine mit verschieden vielen Punkten aneinander, und wer als Erster alle Steine abgelegt hat, ist Sieger oder Siegerin.

Irgendwann habe ich vom Domino-Effekt gehört und mir gedacht, das muss ich unbedingt ausprobieren. Ich habe bunte Spielsteine aufgestellt, eine lange Straße mit Kurven, Kehren und Biegungen gebaut und war damit fast fertig, als Kasperl ins Zimmer gestolpert kam. 

Er hat mit seinem Zeigefinger auf den ersten Stein getippt und gerufen: „Was ist denn das?“ Dann ging alles ganz schnell, es machte klapp-klapp-klapp vom ersten bis zum letzten Stein, und mein Kunstwerk ist zusammengefallen, ehe ich es vollenden konnte. Das war er also, der berühmte Domino-Effekt.

Geduld und der Glaube an das Positive

Natürlich habe ich ein bisserl geweint. Da ist die Omama zu mir gekommen, hat mir liebevoll auf die Schulter geklopft und gesagt: „Es kann schon mal vorkommen, dass durch die Unachtsamkeit anderer etwas zerbricht.“ Und als ich immer noch nicht mit dem Schluchzen aufgehört habe, hat sie hinzugefügt: „Auch wenn alles zusammenzubrechen scheint, denke daran, du kannst es wieder aufbauen. Was du dazu brauchst, ist Geduld und den festen Glauben daran, dass es eines Tages wieder gut wird.“

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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