Krankenbett statt Sonnenbank

Hatschi! Erste Symptome für eine Sommergrippe sind ein kratzender Hals, eine Schnupfnase und Kopfschmerzen
Zwei Tage Elend, dann ist das Gröbste überstanden, versichert Mediziner Silvester Hutgrabner.

Der Hals kratzt, die Nase rinnt, dann kommen Kopfweh und Schüttelfrost dazu. Und ob das nicht schon genug des Übels wäre, lassen in vielen Fällen auch Übelkeit, Erbrechen und Durchfall nicht allzu lange auf sich warten.

Nicht nur der Winter, auch der Sommer hat es krankheitstechnisch in sich. Woche für Woche erkranken zahlreiche Österreicherinnen und Österreicher an der klassischen Sommergrippe. Der Name ist falsch gewählt, handelt es sich dabei doch um keine echte Grippe.

Im Interview

Allgemeinmediziner Dr. Silvester Hutgrabner aus Eberschwang im Innviertel erklärt im KURIER-Interview, wer sich besonders leicht ansteckt und was die Sommergrippe mit unserem Körper macht.

KURIER: Was ist das, eine Sommergrippe, und was sind die Symptome?

Dr. Hutgrabner: Das würde ich auch gerne wissen! Nein, im Ernst, eine Sommergrippe ist keine echte Grippe, sondern in den meisten Fällen eine virale Infektion oder auch einfach eine Verkühlung. Man muss also keine Antibiotika einsetzen. Erste Symptome sind Schnupfen, Halsweh, Reizhusten und auch Gelenksschmerzen.

Haben Sie jetzt mehr Patienten in Ihrer Ordination?

Die Situation ist nicht vergleichbar mit Spitzenzeiten im Winter, aber ein leichter Anstieg an Erkrankungen ist doch spürbar.

Wie kommt es zur Ansteckung und wer ist besonders gefährdet?

Die Ansteckung erfolgt über die klassische Tröpfcheninfektion. Und dadurch, dass der Körper extremen Temperaturschwankungen ausgesetzt ist: Vom 20-Grad kalten Auto raus in tropische 35 Grad, das ist für das Immunsystem einfach zu anstrengend. Eiskalte Getränke sind ebenfalls schlecht für den Hals und den Darm. Besonders gefährdet sind natürlich Kinder und alte Menschen. Erstere sind halt sehr aktiv: rein ins Wasser, raus in die Sonne, rein ins kühle Haus und wieder zurück ins Schwimmbad. Zweitere halten sich sowieso oft im Schatten oder drinnen auf.

Was macht die Hitze mit unserem Körper, wieso stecken wir uns da so leicht an?

Die Hitze sorgt natürlich für eine vermehrte Kreislaufbelastung und die hohen Temperaturen begünstigen auch, dass sich die Viren schnell vermehren können. Außerdem vergessen viele Menschen einfach darauf, den verstärkten Flüssigkeitsverlust, der durch das Schwitzen entsteht, auszugleichen. Deswegen: viel trinken!

Wie lange dauert eine Sommergrippe? Kann die Heilung beschleunigt werden?

In zwei bis drei Tagen sollte das Gröbste vorbei sein. Patienten sollten nicht zu viele Medikamente nehmen, höchstens welche, um den Kreislauf zu stützen. Einfach Ruhe geben und im Schatten bleiben. Mit der Grippe im Sommer ist es genauso wie mit der Grippe im Winter: Ohne Behandlung dauert sie ein paar Tage und mit Behandlung dauert sie auch ein Tage. Das lässt sich wenig beeinflussen.

Hat es Sie persönlich heuer schon erwischt?

Nein, nein, aber Moment: ich klopf’ auf Holz! Wenn man – so wie ich – seit beinahe dreißig Jahren als Allgemeinmediziner arbeitet, ist das Immunsystem wirklich viel gewöhnt. Mich erwischt so schnell nichts.

Prinzipiell äußert sich die Sommergrippe bei Kindern ähnlich wie bei Erwachsenen. Wenn nach einigen Tagen keine Besserung auftritt und das Kind sich trotz Medikamenten und Bettruhe immer noch schlecht fühlt, sollte auf jeden Fall ein Arzt konsultiert werden.

Bei hohem Fieber, Ohren- oder Mandelschmerzen sollten Eltern ärztlichen Rat einholen, um eine Mandel-, Ohrenentzündung oder andere Komplikationen auszuschließen. Je früher eine Sommergrippe richtig behandelt wird, um so eher tritt eine Besserung ein und Kinder (und auch Eltern) können den Sommer wieder in vollen Zügen genießen. Auch für Kinder gilt: Sofern das körpereigene Abwehrsystem brauchbar funktioniert, dürfte eine Sommergrippe nach etwa einer Woche völlig überstanden sein.

Bei Patienten mit geschwächter Immunabwehr kann sie bis zu drei Wochen dauern, besonders, wenn sie zu aktiv sind. Körperliche Anstrengung ist zu vermeiden, da der Organismus seine Kräfte zur Bekämpfung der Viren braucht. Normalerweise sollten also einige Tage Bettruhe eingehalten werden – bei Kindern oft ein Ding der Unmöglichkeit. Auf keinen Fall sollten sich kranke Kinder in der Sonne aufhalten, da durch Sonneneinstrahlung die Vermehrung von Viren enorm angeregt wird.

Wer ein paar banale Tipps beherzigt, kann der Sommergrippe auf jeden Fall vorbeugen und die Gefahr einer Ansteckung verringern.

Zugluft vermeidenAuch wenn es heiß ist, sollte Durchzug vermieden werden. Gleiches gilt für Ventilatoren. Sie verschaffen kurzfristig Erleichterung, sorgen aber langfristig für ein Austrocknen der Schleimhäute.

Klimaanlagen regeln Klimaanlagen in Büros und Autos sollten maximal 5 Grad kälter eingestellt werden als die Außentemperatur. Größere Temperaturunterschiede belasten das Immunsystem.

Nach Schwitzen abtrocknen Wer richtig durchgeschwitzt ist, trocknet den Körper möglichst rasch wieder und wechselt die Kleidung, um eine Verkühlung zu vermeiden.

Kühl, aber nicht eiskalt Erfrischende Getränke sind herrlich, aber bitte nicht eiskalt. Dadurch schwächt man das Immunsystem. Außerdem reagieren Magen und Darm gerade bei Hitze empfindlich auf eiskalte Flüssigkeiten.

Hygiene Hygiene bedeutet insbesondere regelmäßig Händewaschen. Nicht nur Kinder, auch Erwachsene müssen häufig daran erinnert werden, belegen Studien. Wer seine Hände sauber hält, bleibt eher gesund.

Ab ins Bett

Selbst wer alle guten Tipps beherzigt, kommt nicht immer ungeschoren davon. Was kann man also tun, wenn die Sommergrippe zuschlägt? In diesem Fall heißt es tatsächlich: abwarten und Tee trinken. Am besten bei einer Sommergrippe hilft schnelles Behandeln, sobald erste Symptome auftreten. Geeignet ist eine Salzspülung der Nase. Das beruhigt die Schleimhäute und desinfiziert. Wie auch bei der Erkältung im Winter sind Vitamine sehr hilfreich, um das Immunsystem zu stärken. Dazu gehören vor allem Vitamin C, Zink und Magnesium. Entzündungshemmend wirken Kamillen- sowie Salbeitee – am besten als Gurgellösung. Unabhängig von Hausmitteln gilt bei einer Sommergrippe: Der Körper braucht Ruhe, um sich zu erholen.

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