Keine Theorie ohne Praxis

Symbolbild: Fahrschule
Spannungsfeld Theorie und Praxis. Erst die Praxis lässt den Wert einer Theorie erkennen

„Theorie und Praxis sind eins wie Leib und Seele, und wie Seele und Leib liegen sie großenteils miteinander in Streit“, meint e die Schriftstellerin Marie Ebner-Eschenbach. „Praxis ohne Theorie leistet immer noch mehr als Theorie ohne Praxis“, war der römische Rhetor Quintilian überzeugt. „Die Theorie träumt, die Praxis belehrt“, so Karl von Holtei, deutscher Schriftsteller. „Wo begegnet man bösen Menschen? In der Praxis. Wo den guten? In der Theorie“, sagt der deutsche Heilpraktiker Erhard Blanck.

Überlegung

Eine Theorie ist im Allgemeinen eine durch Denken gewonnene Erkenntnis, im Gegensatz zum durch Erfahrung gewonnen Wissen. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die Bezeichnung Theorie oftmals mit der unbewiesenen These gleichgesetzt. Die bekanntesten Thesen sind wohl die 95 Thesen von Luther.

Das Wort Theorie stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie beobachten, betrachten, Anschauung, Überlegung. Es bezeichnet ursprünglich die Betrachtung der Wahrheit durch Denken, unabhängig von der Realisierung.

Der Begriff der Theorie wird je nach wissenschaftlichem Standpunkt unterschiedlich erklärt. Im Allgemeinen entwirft die Theorie ein Bild, ein Modell der Realität. In der Regel bezieht sie sich dabei auf einen spezifischen Ausschnitt. Eine Theorie enthält in der Regel beschreibende und erklärende Aussagen über diesen Teil der Realität. Auf dieser Grundlage werden Vorhersagen getroffen.

Theorie und Praxis sind zwei Begriffe, in deren Verhältnis zueinander häufig ein Widerspruch vermutet wird, obwohl sie tatsächlich in einem rationalen Verhältnis stehen. Theorie und Praxis werden oft kopfschüttelnd als Gegensatz gesehen, ohne dass ihr wechselseitiges Verhältnis begriffen wird.

Der Theorie fehlt der Praxisbeweis, wobei so mancher Theorie die Unrichtigkeit nicht bewiesen werden kann. Es gab und gibt sowohl zu Einsteins Relativitätstheorie als auch zu Darwins Evolutionstheorie Ansätze des Gegenbeweises. Nachhaltig und schlüssig konnte ihre Unrichtigkeit nicht nachgewiesen werden. Theorie ist beschriebenes Papier. Die Praxis versucht ihm Leben einzuhauchen.

Strategien

Auch hier kommen wir wieder zu meinem Lieblingswort „Tun“. Ein kleiner Ausflug in die Wirtschaft. Jede Strategie ist ein theoretischer Ansatz eines Ziels, wobei ich hier Ziel und Strategie sehr argwöhnisch betrachtet habe. Für mich sind in der Regel „Strategien“ nichts anderes als Papiervergeudung.Wobei ich hier nicht alle Strategen in einen Topf werfen möchte. Es gibt sehr weitsichtige Strategen. Das zeigen auch die Erfolge der einzelnen Unternehmen. Strategien angepasst an die Realität, an den Markt, an den Kunden und an das Unternehmen, sind immens wichtig.

Aber nur wenn all’ diese Dinge berücksichtigt werden, kann aus der Theorie der Strategie praktischer Erfolg werden. Das heißt, das Unternehmen setzt die Strategie erfolgreich um. Das geht aber nur, wenn die Strategie passt. „ Eine Theorie, die im Leben keine praktische Anwendung finden kann, ist wertlose Gedankenakrobatik“, meint Swami Vivekananda, Urheber der Ramakrishna-Bewegung. Die Praxis ist das Haarfärbemittel für die graue Theorie. Die Faszinationstheorie: „Wissen plus Glauben minus Nachdenken ist Bequemlichkeit.“ (Freidenker Henry Schaffner).

Alois Zangerle ist Unternehmensberater und akademischer Exportkaufmann. www.alois-zangerle.at, office@alois-zangerle.at

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