Karl Pilstl, ein Unternehmer aus Leidenschaft, feiert seinen 90er

Pilstl
Karl Pilstl hat eine Firma aufgebaut, die aus der Agrarwelt nicht mehr wegzudenken ist. Von Karl Leitner.

Wie lange er noch weitermacht? „Das entscheidet die Gesundheit und ob der Kopf noch mitmacht“, sagt Karl Pilstl. 

Er feiert morgen, Montag, seinen 90. Geburtstag und ist nach wie vor täglich in seinem Büro im kleinen Wasserschloss im Raab (Bez. Schärding) anzutreffen. Täglich heißt: Auch am Samstag und Sonntag, „aber da nur jeweils ein paar Stunden“, so der Agrarhändler im Gespräch mit dem KURIER.

Als Lehrling begonnen

Vor 76 Jahren hat Pilstl im Lagerhaus als Lehrling begonnen und fünf Jahre später, mit 19 Jahren, sein eigenes Unternehmen gegründet. Mit 21 Jahren hat er sein erstes Lagerhaus gebaut. „Seitdem sind wir ständig gewachsen“, sagt er stolz. Pilstl ist spezialisiert auf den Handel mit Getreide – Weizen, Mais, Gerste usw. Das Unternehmen ist in 20 Ländern tätig – darunter in den USA, Kanada sowie in vielen ost- und westeuropäischen Ländern.

Andreas und Paul

Pilstl wird von Karl, seinem Sohn Andreas und Enkel Paul geleitet. Karl ist nach wie vor für den regionalen Handel zuständig, während Andreas (63) und Paul (27) das internationale Geschäft führen. Mehr als eine Million Tonnen Getreide werden jährlich gehandelt – in Zugwaggons gerechnet entspricht das einer Kette von 800 Kilometern Länge. Pilstl ist damit zu einer fixen Größe im europäischen Getreidegroßhandel geworden – auch wenn sich die Zeiten ändern, wie man am Beispiel Künstliche Intelligenz sieht. Pilstl: „Das wird sicher die Wirtschaft bestimmen, aber den persönlichen Kontakt kann sie nicht ersetzen.“ Zusatz: „Der hat mich zu dem gemacht, was ich bin.“

Am Stephansplatz

Im Wasserschloss in Raab ist Pilstl schon lange mit den modernen Technologien auf Du und Du: Die Weltmarktpreise für Getreide werden live auf Screens eingeblendet – so wie auch im Pilstl-Haus am Wiener Stephansplatz, wo sich die eigentliche Zentrale des Handelsunternehmens befindet.

Der Kauf des Hauses im Jahr 2010 hat Karl Pilstl schlagartig österreichweit bekannt gemacht. Doch in der Wirtschafts-Community ist der Innviertler schon seit Jahrzehnten ein Begriff – manchmal auch als Unbequemer.

Gentechnikfreies Soja

„Man hat mich eine Zeit lang von vielen Seiten bekämpft“, sagt der Senior-Chef. Grund war, dass Karl Pilstl 1997 als Erster auf gentechnikfreies Soja setzte, was nicht nur Politikern und Konzernen, sondern auch manchem Landwirtschaftsvertreter gegen den Strich ging. Denn Soja ist ein Schlüsselprodukt: Über das Tierfutter kommt es in Fleisch und Milch. Karl Pilstls Hartnäckigkeit sollte sich als Volltreffer erweisen: „In Österreich würde es ohne uns heute keine gentechnikfreien Milchprodukte geben“, sagt Andreas Pilstl. Er wünscht sich, dass der Soja-Anbauboom in Österreich anhält. Die klimatischen Bedingungen für den Anbau werden immer besser, was auch dem Klimawandel geschuldet ist.

Andreas ist schon Jahrzehnte im Betrieb und in der gesamten Branche bekannt. Dass der Vater immer noch mitredet, stört ihn nicht. „Sicher kommt man sich gelegentlich in die Quere, aber es gibt keinen Streit.“ „Wir haben seit 40 Jahren kein Problem und arbeiten bestens zusammen“, ergänzt Vater Karl. Zum 90er wird es ein kleines Fest im Wasserschloss geben. „25,30 Leute, nicht mehr“ so Karl Pilstl. „Mit 90 geht nicht mehr alles.“

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