Kälte bremst die Spargelernte in Oberösterreich

Seit Tagen regnet es in Oberösterreich. Das Wasser steht bereits auf den Spargelfeldern. Doch der Regen ist nicht das Hauptproblem, betont Stefan Hamedinger vom Gemüsebauverband Oberösterreich im Gespräch mit dem KURIER.
Denn: Der Spargel benötigt eine Bodentemperatur von zehn Grad, um zu wachsen. „Aber jetzt hat der Boden nicht mal fünf Grad“, erklärt Hamedinger. Er kann sich nicht erinnern, jemals „so eine lange kalt-nasse Phase vor der Spargelernte“ erlebt zu haben.

Betriebe, die ihre Spargelkulturen mit Folien schützen, haben nun einen Vorteil, allerdings seien die Erntemengen auch hier noch eher gering.
Der Spargel ist eine sehr temperaturempfindliche Pflanze, weiß auch Jungbäuerin Elisabeth Lindinger (22) vom Puppinger Spargel im Bezirk Eferding.
Minitunnel als Schutz
Damit die Pflanzen nicht so sehr unter den niedrigen Temperaturen leiden, sind sie auf den Feldern vom Puppinger-Spargel-Hof von Folien und Minitunnel abgedeckt und dadurch geschützt.
Deshalb konnte auf ihren Feldern bereits früher, also vor Mitte April, mit der Ernte begonnen werden.
Diese Abdeckungen kommen immer Ende Februar rauf und dienen dem „Verfrühen“, wie es in der Fachsprache heißt. Eine sehr arbeitsintensive und kostspielige Sache, wie Spargelbauern betonen.

Elisabeth (l.) und Rosemarie Lindinger verkaufen bereits Spargel auf ihrem hauseigenen Hofladen
2.600 Tonnen Spargel wurden im Vorjahr in Österreich angebaut. 757 Hektar Anbaufläche gibt es im Land
Aktuell produzieren die heimischen Spargelbauern die Hälfte des Bedarfs im Inland. Laut dem Verein Bio-Austria liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei Spargel derzeit bei rund 0,6 Kilogramm

Die Ernteerwartung liegt für die heurige Saison in Oberösterreich bei zirka 230 Tonnen weißem Spargel und 340 Tonnen grünem Spargel
Die oberösterreichischen Spargelbauern produzieren auf 98 Hektar Grünspargel und auf 40 Hektar Weißspargel
Allerdings gibt es neben der früheren Erntemöglichkeit weitere Vorteil der Folien und des Tunnels: Der Spargel wächst gleichmäßiger und ermöglicht den Spargelbauern eine gewisse Planungssicherheit.
Und: Durch die Folien werden Schädlinge und Unkraut unterdrückt. So können chemische Maßnahmen vermieden werden. Die Bodenfruchtbarkeit der Felder steigt, da die Austrocknung durch Wind reduziert wird, erklären die Experten.
Stagnation der Fläche
Seit vielen Jahren wird in Österreich auf einer Fläche zwischen 700 und 800 Hektar Spargel produziert. Mit einer Anbaufläche von 138 Hektar belegt OÖ den zweiten Platz hinter Niederösterreich, wo im Marchfeld die meisten Spargelfelder liegen.
Erstmals in der rund 25-jährigen Geschichte des Spargelanbaus komme es heuer zu einer Stagnation der oberösterreichischen Anbaufläche, erklärt Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ. Dies sei vor allem den Entwicklungen der letzten Saison geschuldet.
„Einerseits konnten acht Prozent der heimischen Ware nicht kostendeckend abgesetzt werden, gleichzeitig wurde 2022 im Vergleich zu den Corona-Jahren davor mit zeitweise geschlossenen Grenzen wieder mehr Billig-Spargel aus anderen Ländern importiert“, so Waldenberger.
Dies habe Auswirkungen auf die Bereitschaft heimischer bäuerlicher Betriebe, Spargel zu kultivieren. Importierter Spargel weise aufgrund der Lagerung eine geringere Qualität auf, dieser sei teilweise extrem ausgetrocknet, betont Hamedinger.
Mehr Grünspargel in OÖ
Die Ernteerwartung liegt für die heurige Saison in OÖ bei etwa 230 Tonnen weißem Spargel und 340 Tonnen grünem Spargel.

Kleines Detail am Rande: Während in Niederösterreich rund drei Viertel der Gesamtmenge als Weißspargel produziert wird, ist es in OÖ fast genau umgekehrt. Hier hat die Produktion von Grünspargel in den letzten Jahren deutlich zugenommen.
So bewirtschaften die oberösterreichischen Höfe 71 Prozent (rund 98 Hektar) Grünspargel und 29 Prozent (rund 40 Hektar) Weißspargel. Welcher Ertrag dann tatsächlich erzielt wird, ist aber wesentlich von der Temperatur und Sonnenscheindauer der nächsten Zeit abhängig.
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