Jugendliche aus 7 Schulen erfanden schlaue Dinge

Volksschulkinder testen bei der Ausstellung das Tastspiel NuClue von Linzer Schülerinnen
Sieben im Finale. Schülerinnen und Schüler aus oberösterreichischen Schulen mit vielfältigen Projekten in der Spitzengruppe bei "Jugend Innovativ"

Je zwei Silber- und Bronzemedaillen konnten Jugendliche aus Oberösterreich im Bundesfinale von Jugend Innovativ erringen. Insgesamt hatten es Projekte aus sieben Schulen des Landes ins Finale des größten österreichischen Schulbewerbs in Sachen Innovation geschafft – von bundesweit 431 gestarteten. Allein fünf der sieben kommen aus der HTL Braunau.

Zwei Mal nachhaltig

Für den zum zehnten Mal vergebenen Nachhaltigkeits-Sonderpreis hatten sich Christian Höck, Dominik Esterbauer und Thomas Wengler einfallen lassen, Energie aus einem Motorrad-Stoßdämpfer rückzugewinnen. In Kooperation mit der Firma KTM konnten die Braunauer HTL-Schüler Testreihen – noch ohne Motorrad, „nur“ mit dem umgebauten Stoßdämpfer durchführen. Das brachte ihnen einen zweiten Platz ein.

Ebenfalls beim Sonderpreis „Sustainability“ belegten Sebastian Mandl, Lukas Knoll, Niklas Graf von der HTBLA Grieskirchen mit „Advanced Energy Monitoring System“ den dritten Platz. Ihr Konzept, Energie einzusparen, baut auf detaillierter Kontrolle, eben Monitoring, auf. Der Stromverbrauch von Geräten – ob einzeln oder für einen ganzen Raum – kann leicht auch via Fernwartung geprüft werden, wenn’s sein muss jederzeit. Aus den Beobachtungen können Schlüsse gezogen und Einstellungen vorgenommen werden, die Energie sparen (helfen).

Tastspiel für Blinde

16 künftige Kindergärtnerinnen der BAfEB Linz (Bundesanstalt für Elementarpädagogik) dachten sich ein „inklusives Spiel“ aus, eine Abwandlung von „Twister“. Statt der unterschiedlichen Farben gibt es hier Felder, die sich anders angreifen – von Wolle über aufgeklebte rohe Reiskörner bis zu Steinen. So können blinde gemeinsam mit sehenden Kindern spielen. Für Letztere gibt’s – der Fairness und des neuen Erlebens wegen – eine Augenbinde.

„Wir wollten jedenfalls natürliche und alltägliche Materialien verwenden“, berichten Laura König, Nadine Schaffer sowie Sarah und Nadine Pichler, die beim Finale das Projekt ihrer halben Klasse vertreten. Dadurch, dass das große Spielfeld aus vier hölzernen Leisten, die leicht verschränkt werden, besteht, ist es auch gut transportierbar. Die Vertiefungen erlauben, dass die Felder auch durch Scheiben mit anderen Materialien ersetzt werden können.

Leonhard Winkler und Christoph Schnitzinger, HTL Braunau

Jugend Innovativ

Leonhard Winkler und Christoph Schnitzinger, HTL Braunau

Christian Höck, Dominik Esterbauer und Thomas Wengler

Jugend Innovativ

Christian Höck, Dominik Esterbauer und Thomas Wengler

Sebastian Mandl, Lukas Knoll, Niklas Graf, HTBLA Grieskirchen

Jugend Innovativ

Sebastian Mandl, Lukas Knoll, Niklas Graf, HTBLA Grieskirchen

Laura König und Sarah Pichler von der BAfEB Linz mit NuClue

Jugend Innovativ

Laura König und Sarah Pichler von der BAfEB Linz mit NuClue

Strom aus Blutzucker

Statt Batterien bei implantierten Geräten wie Herzschrittmachern auszutauschen – wofür jeweils eine Operation notwendig ist – dachten sich Leonhard Winkler und Christopher Schnitzinger von der HTL Braunau (OÖ) eine neuartige Energie-Versorgung aus – eine die der Körper selber vornehmen könnte. Ihre „HumanEnergy“ setzt auf speziell angepasste Brennstoffzellen, die von elektrochemischen Prozessen des körpereigenen Blutzuckers gespeist würden. Wesentliche Herausforderung sind die Katalysatoren für diesen elektrochemischen Vorgang, sowie die Steuerung des Prozesses und die verwendeten Elektroden.

Natürlich konnten die Schüler nicht an lebenden „Objekten“, sondern nur theoretisch bzw. in einem Laborversuch testen.

„Wunderbaum“

Auf eine Art Wunderbaum wurden Katharina Leitner und Mario Tutzer von der HTL Braunau (OÖ) aufmerksam: Den Moringa Oleifera, auch als Meerrettichbaum, der aus dem indischen Teil des Himalaya-Gebirges stammt, bekannt. Marios Bruder Roland liebt exotische Pflanzen, verraten die beiden das Geheimnis des Anfangs ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Und die Samen dieses Baumes hatten der kränklichen Mutter geholfen. So begann Bruder Mario sich näher mit dem Baum und seinen Heilwirkungen zu beschäftigen.

Nach einem ersten Projekt startete er vor Monaten mit seiner Kollegin jenes zur Erkundung, ob und wie diese Samen schmutziges in trinkbares Wasser umwandeln könnten. Für Testreihen verschmutzten sie also sauberes Wasser bewusst – mit Ammonium, Nitrat und Nitrit. Dann probierten sie mit ganzen, geschälten Samen, mit zerriebenen, sowie mit gerösteten zerriebenen. Letzte hatten die größte reinigende Wirkung.

„Nach 40 Minuten ist das Wasser trinkbar“, so die beiden. Und ihre Methode ist natürlich, einfach, nachhaltig und billig. 1,5 Gramm der gemahlenen Samen können 15 Liter Wasser reinigen.

Mähboot-Automat

Autonomes Fahren ist ein aktueller Trend. Warum nicht auch auf ein Boot, das Algen mäht, anwenden? Fabian und Julian Haring von der HTL Braunau (OÖ) entwickelten so eines. „Dank des GPS-Systems fährt und mäht das Boot nicht nur automatisch, es mäht auch alles aber nichts doppelt. Die Person im Boot kann sich darauf konzentrieren, ob Menschen in der Nähe schwimmen und das Boot stoppen.“

Das System zeigt auch an, wenn die Sense getauscht werden muss. Und es ist schon auf einem Teich bei St. Pölten im Einsatz, berichten die beiden dem KURIER.

Sanfter Tier-Stopp

Katzen und andere Tiere mögen ja ganz nett, niedlich, auch lieblich sein, aber hin und wieder sind sie zur falschen Zeit am falschen Ort. Stören, nerven am Nachbarsbalkon, im Blumenbeet usw. Als sich die drei Schülerinnen Anna-Maria Fürböck, Hannah Kirchsteiger, Jonas Eppacher aus der HTL Braunau in einer Pause darüber unterhielten, schnappte ein Lehrer das Gespräch auf, steuerte eigene unliebsame Erlebnisse bei – und die Folge war das Projekt Animal Area Protection System, mit dem die drei SchülerInnen im Bundesfinale einen Anerkennungspreis abstaubten.

Das Gebiets-Schutz-System vor Tieren funktioniert so: Im Halbkreis angeordnete Ultraschallsensoren und eine Infrarotkamera überwachen die Zone, in die Tiere nicht rein sollen. Die aufgenommenen Bilder werden von einem Bilderkennungsprogramm mit vordefinierten Konturen von Tieren, die abgehalten werden sollten verglichen. Kommt nun ein solches Wesen, wird automatisch aus einer Düse ein Wasserstrahl gespritzt. Wohldosiert, das Tier soll ja nicht weggeschwemmt, sondern nur abgehalten werden.

Im heutigen KURIER finden Sie noch drei Sonderseiten über alle Siegerprojekte.

Mehr auf www.kiku.at

Kommentare