„Jetzt ist es an der Zeit, viel sichtbarer zu werden“

„Jetzt ist es an der Zeit, viel sichtbarer zu werden“
Die neue Rektorin der Linzer Kunstuni Brigitte Hütter hat viele Pläne. Mehr nationale und internationale Aufmerksamkeit, gehört dazu.

Seit Herbst leitet sie die Linzer Kunstuni – und hat vor, alles andere als leise zu sein. Nach Stationen an der Universität Salzburg, an der JKU in Linz und als Vizerektorin am Mozarteum in Salzburg weiß die Oberösterreicherin Brigitte Hütter genau, was es heißt, einen universitären Betrieb zu führen. Und findet dieses Zusammenspiel aus Management und Kunst bis dato „einfach nur großartig.“

KURIER: Sie haben ja eigentlich Jus studiert? Wie hat es Sie an die Spitze der Kunstuni verschlagen?

Brigitte Hütter: Jeder muss mal irgendwas lernen und das war bei mir eben die Juristerei. Nach dem Gerichtsjahr bin ich in der Meinungsforschung gelandet. Dort war ich schnell in einer leitenden Position. Von der Forschungsförderung der Uni Salzburg hat es mich in die FH OÖ in die Holding verschlagen. Dann ging es zurück an die Uni Salzburg und von dort als Vizerektorin an das Mozarteum, was mich persönlich sehr bereichert hat, weil ich immer schon kunstaffin war. Dann war klar, dass die Kunstuni nach vielen Jahren den Rektorsposten ausschreibt, ich habe mich beworben und es hat geklappt. So ist das manchmal im Leben.

Welcher Wind ist Ihnen hier anfangs entgegengeweht?

Komplette Offenheit, vielleicht weil ich mich nicht als typische Managerin sehe. Ich steuere hier ja keine Senffabrik, sondern eine Universität. Für mich geht es in dieser Position immer um hohe Motivation und darum, große Freiheiten zu ermöglichen, gute Rahmenbedingungen zu schaffen und die Uni als Gesamtheit zu vertreten, damit sich die einzelnen Bereiche darin gut entwickeln können. Das ist eine Spielwiese für viel Kreativität.

Sie sind also voll angekommen im Geschehen?

Ja, ich bin angekommen, aber es ist kein Alltag, es ist spannend und inspirierend gleichermaßen. Wenn man diesen universitären Betrieb mag, so wie ich, dann schwimmt man da drinnen wie der Fisch im Wasser.

Natürlich gibt es auch Dinge, die mühsam sind, aber das gibt es doch überall. Und ein Teil des Mehrwertes ist einfach, dass man überaus interessante Leute kennenlernt, Studierende wie Lehrende.

Welche Neuerungen stehen demnächst an?

Da gibt es ganz viele Bereiche. Wir wollen zum Beispiel, dass das Studienangebot durchlässiger wird. Studierende, die das eine Fach studieren, soll auch problemlos ins andere Fach hineinschnuppern können. Wir wollen uns in Sachen Internationalisierung weiter bewegen, das betrifft etwa das englischsprachige Studienangebot, das erweitert werden soll. Inhaltlich muss BASEhabitat unbedingt weiter ausgebaut werden. BASEhabitat ist ein Studio der Architekturabteilung an der Kunstuni. Es wird im Bereich nachhaltiger, sozial verantwortlicher Architektur geforscht und geplant und Projekte in verschiedenen Ländern der Welt realisiert. Dazu startet mit Februar 2020 ein postgradualer Lehrgang, damit sich auch etablierte Architektinnen und Architekten auf diesem Gebiet universitär weiterbilden können.

Auch der Master „Visuelle Kommunikation“ wird weiterentwickelt, das ist ja ein hochaktuelles Thema: Wie können harte Fakten begreifbar und verständlich gemacht werden? Und der national und international beachtete Lehrgang Fashion &Technology muss unbedingt vorangetrieben werden.

Wie ist die Kunstuni Linz international aufgestellt?

International zeichnet uns unter anderem unser breites Werkstättenangebot aus. Wir haben ein Angebot, das so vielfältig und gut zugänglich ist, dass es seinesgleichen sucht. Wir sind mit den renommierten Hochschulen Basel und Zürich in Kooperation und betreuen gemeinsam PHDs, also Doktoranden. Außerdem haben wir Kontakte mit der Bauhaus-Universität in Weimar, mit chinesischen Unis, mit der Alvar Aalto-Universität in Helsinki, der Parsons School of Design in New York, mit The Bartlett in London und vielen anderen Universitäten weltweit. 31 % unserer Studierenden kommen aus dem Ausland.

Wie sieht es finanziell aus?

Wir müssen uns finanziell und budgetmäßig besser aufstellen. Das hat etwas mit Außenwirkung, das hat aber auch etwas mit strategischer Planung und Verhandlungen mit dem Ministerium zu tun, auch mit Drittmitteln und Partnerschaften.

Was bedeutet der Standort Linz für die Kunstuni?

Der Standort Linz/Oberösterreich ist sehr wichtig. Gründungsgeschichtlich würde es die Kunstuni, aber auch die JKU ohne Stadt und Land sowie die Partnerinnen und Partner am Standort nicht geben. Wir haben also einen Standort, der seinesgleichen sucht, in der Wirtschaftsleistung und in der Anbindung an die Industrie. Und dazu eine beachtliche Hochschullandschaft und eine sehr kulturaffine Umgebung. Das hat sich seit den 1980er Jahren stark zum Positiven verändert. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch unsere Fühler überregional ausstrecken.

„Jetzt ist es an der Zeit, viel sichtbarer zu werden“

Hauptstandort der Linzer Kunstuni im Brückenkopfgebäude am Hauptplatz

Nutzen Sie das kulturelle Angebot von Linz?

Ja, natürlich. Ich bin eine von jenen mit dem längsten Landestheater-Abo. Ich war schon als 20-jährige bei den ersten Aufführungen im Theater Phönix mit dabei. Ich fahre auch heute noch sehr weit, wenn es eine Produktion gibt, die mich interessiert. Es gibt das Bewusstsein, dass auch in Linz eine florierende Museen- und Galerienlandschaft existiert, auch kleinere Institutionen und Vereine.

Der Standort in den beiden Brückenkopfgebäuden am Linzer Hauptplatz ist sehr prominent. Wie viele Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher wissen, dass sich dort die Kunstuni befindet?

Reden wir über das, was ich hoffe oder das, was ich vermute? Das wissen viel zu wenige. Ich glaube, dass das Bewusstsein in den vergangenen Monaten gestiegen ist. Nicht zuletzt aufgrund der Fertigstellung der beiden Gebäude.

Woran liegt das?

Jetzt ist einfach die Zeit, viel sichtbarer zu werden. Wir müssen so einen richtigen Schub machen. Davor hatten wir nicht die Situation mit den beiden prominenten Brückenkopf-Gebäuden mitten in der Stadt. Das ist ein großer Mehrwert. Ich führe bereits Gespräche über Fassadengestaltung und über Lichtinstallationen: So nach dem Motto: „Was dürfen wir? Aber da muss doch noch mehr gehen!“

Alleine zum Hauptplatz und zur Donau hin sind wir optisch viel zu wenig präsent, das muss sich dringend ändern.

Was noch?

Sichtbarkeit heißt auch, dass wir im Gespräch sind. Gutes wird ja jetzt schon viel getan, aber ab sofort wird auch mehr darüber geredet werden. Und es braucht mehr Kunst im öffentlichen Raum. Wir müssen nach draußen. Wir haben einige interessante Künstlergruppen bei uns, die dafür prädestiniert wären. Also nochmals: Meine fixe Absicht ist es, die Kunstuniversität Linz viel sichtbarer zu machen.

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