Jedes Lebewesen muss abwarten und geduldig sein

Seppy und Omama beobachten die Pflanzen beim Wachsen
Manche Dinge brauchen Zeit, die Jahreszeiten zum Beispiel, lernt Seppy von der Omama

von Christa Koinig

Erst kürzlich hab’ ich in unserem Garten Schneeglöckchen gefunden, doch dann waren sie alle wieder weg. Über Nacht hatte der Schnee die Blüten zugedeckt und es ist bitterkalt geworden. Dabei hat es schon nach Frühling ausgesehen, die Vogerl haben mich in der Früh mit ihrem Gezwitscher geweckt und im Blumenbeet waren schon einige Narzissensprösslinge zu sehen.

„Es ist noch nicht Zeit für den Frühling, der kommt erst in einem Monat, schau doch auf den Kalender.“ Omama hat ja recht, aber das dauert mir zu lange. Ich möchte Gänseblümchen und Schlüsselblumen pflücken oder an den duftenden Veilchen schnuppern. „Da musst du dich noch gedulden, Seppy.“ Jaja, ist eh okay, aber ich hab’ halt keine Geduld, ich mag nicht warten. „Da kann ich dir auch nicht helfen“, hat Omama gesagt, „es gibt Dinge, die ihre Zeit brauchen und die du nicht verändern kannst. Du kannst dich auf den Kopf stellen oder wie Rumpelstilzchen hüpfen, die Welt wird sich trotzdem nicht rascher drehen und das Gras wächst auch nicht schneller, wenn du daran ziehst. Ungeduld zehrt an deiner Seele, du bist schlecht gelaunt, gereizt und grantig.“ Ja eh, aber wie kann ich lernen, geduldig zu sein? Schwupps, hat Omama sich umgedreht und ist aus dem Zimmer gegangen.

Auch Pflanzen wachsen langsam

Hab’ ich sie jetzt beleidigt? Nein, da ist sie ja wieder. „Schau Seppy, was ich da für dich habe.“ Was ist das? „Das sind kleine Blumentöpfchen mit etwas Erde und winzigen Samen. Stell’ sie ans Fenster und gib ihnen Wasser. Du wirst sehen, dass daraus ganz langsam kleine Pflanzerl wachsen.“ Aha, und welche Pflanzerl? „Lass dich überraschen, du kannst sie jeden Tag beobachten und dadurch lernen, geduldig zu sein. Merk’ dir, jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten und geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt.“

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