Inserat mit SS-Liedtext: Chef des Absolventenvereins muss gehen

Inserat mit SS-Liedtext: Chef des Absolventenvereins muss gehen
Rektor der Uni Linz hält weitere Zusammenarbeit für unmöglich. - Geschäftsführer der Kepler Society war auch in ÖVP aktiv.

Die Johann Kepler Universität (JKU) in Linz hat am Montag den Vertrag mit dem Geschäftsführer der Kepler Society beendet. Grund ist ein Inserat des Absolventenvereins in der Broschüre des Burschenbundballs mit Inhalten des SS-"Treuelieds". Dies habe "eine weitere Zusammenarbeit unmöglich gemacht", stellte JKU-Rektor Meinhard Lukas klar.

Der Geschäftsführer der Kulturplattform KUPF, Thomas Diesenreiter, hat das Inserat am Wochenende publik gemacht. Noch am Samstag hatte er gegen den Verein, den Geschäftsführer und den Vereinspräsidenten Anzeige wegen Wiederbetätigung eingebracht. "Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu" ist die Auftaktzeile des deutschen Volks- und Studentenliedes von 1814, das in der Zeit des Nationalsozialismus zum "Treuelied" der "Schutzstaffel" (SS) wurde. Im SS-Liederbuch war es neben dem Deutschlandlied und dem Horst-Wessel-Lied exponiert an dritter Stelle angeführt. In dem Inserat beschränkte sich die Kepler Society auf den zweiten Teil des Satzes: "...und bleiben wir doch treu."

"Für Offenheit und Pluralität"

Die JKU stehe seit ihrer Gründung für Offenheit und Pluralität. Eine unmissverständlich antifaschistische Haltung werde deshalb auch von allen ihren Repräsentanten erwartet, distanzierte sich der Rektor. Für Dienstagabend hat er eine außerordentliche Sitzung des Vorstands der Kepler Society angekündigt. Dort werden weitere Konsequenzen beraten. "Ziel muss eine Neuaufstellung des AbsolventInnenvereins der JKU sein", meinte Lukas vorab.

Die SPÖ hat am Montag auch von der ÖVP Konsequenzen gefordert. Denn der Geschäftsführer ist auch ÖVP-Funktionär. Landesgeschäftsführerin Bettina Stadlbauer forderte ihren Amtskollegen in der ÖVP, Wolfgang Hattmannsdorfer, zum Handeln auf. Dieser erklärte, im aktuellen Fall werde man die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft abwarten. Bis zu diesem Zeitpunkt gelte die Unschuldsvermutung. "Selbstverständlich distanzieren wir uns aber von rechtem oder faschistischem Gedankengut jeglicher Art", so Hattmannsdorfer.

Oberösterreichs Grüne haben es begrüßt, dass der Rektor "rasch die einzig richtigen Konsequenzen gezogen" und für eine Klarstellung gesorgt habe. Um diese Haltung "konsequent weiterzuführen, sollte Rektor Lukas jetzt auch den Ehrenschutz für den anstehenden Burschenbundball in Linz zurücklegen", appelliert Landessprecherin Maria Buchmayr an den Rektor.

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