Im Paarlauf zu den Spielen

„Ich hätte es theoretisch drauf, dass ich auf das Podest fahre“, ist Clemens Millauer überzeugt. Der 27-jährige Snowboarder aus Molln (Bez. Kirchdorf) darf sich bei den Olympischen Spielen in Peking durchaus Medaillenchancen ausrechnen. Er weiß, worauf es ankommen wird: „Nicht zu nervös werden und perfekte Tricks zeigen.“ Klingt simpel, ist es aber mitnichten.

Millauers Plan fürs Finale: fünfmal um die eigene Achse
Im Snowboard gibt es zwei Bewerbe: Im Slopestyle ist ein Hindernisparcours zu absolvieren, im Big Air geht es auf einer mächtigen Schanze um halsbrecherische Akrobatik. Er habe keine Spezialdisziplin, sagt Millauer.
Slopestyle bevorzugt
Eigentlich fahre er lieber Slopestyle, einen perfekten Lauf von oben nach unten hinzulegen, sei jedoch schwierig. Andererseits hänge beim Big Air alles von dem einen Auftritt ab. Coach Patrick Cinca (31) beschreibt Millauer als „sehr aufgeschlossen, neugierig, abenteuerlustig“. Er habe viel Energie, sei jeden Tag motiviert, sich ständig zu verbessern. „Und er kann stressige Situationen sehr gut handeln, da glänzt er richtig.“ Ein Plus sei nicht zuletzt, dass er sich für das Filmen interessiere. Dadurch verfüge er über viele Aufnahmen für die Analyse.

Clemens Millauer
Cinca ist ÖSV-Cheftrainer, zuständig in erster Linie für Millauer und Anna Gasser. Die beiden sind seit längerem ein Paar. Anna ist Österreichs absolute Nummer 1. Die 30-jährige Kärntnerin ist in Peking Titelverteidigerin, sie hat 2018 Olympiagold im Big Air gewonnen. Clemens hat damals die Plätze 13 und 31 belegt, in ihrem Schatten sieht er sich freilich nicht. „Es ist ein ganz besonderes Verhältnis. Es ist cool, wenn man eine Leidenschaft teilt und sich gegenseitig beraten kann.“ Coach Cinca blickt den Winterspielen optimistisch entgegen. „Die Anna fährt vorne mit“, ist er überzeugt. „Und wenn Clemens die Tricks gut aufgehen, erwarte ich mir auch von ihm sehr viel.“
Wie etwa im Weltcup Anfang Dezember in Steamboat/USA, als Millauer mit Platz zwei im Big Air die Olympiaqualifikation endgültig klar gemacht hat. „Nachdem er in letzter Zeit ab und zu viel Pech gehabt hat, hat er endlich einmal zeigen können, was er kann.“ Und das in einem Wettbewerb auf höchstem Level. Es gebe für Peking nicht den erklärten Favoriten, sagt Millauer über die Konkurrenz: „Die Top 15 beherrschen theoretisch die Tricks, um ganz oben zu landen.“ In der Qualifikation wird er voraussichtlich einen verkehrt angefahren 16er zeigen, sprich vier Drehungen um die eigene Achse.
Fünf Umdrehungen
Sollte er es in das Finale schaffen, will er höchstwahrscheinlich einen 18er mit fünf Umdrehungen auspacken. Viel werde auf die Tagesform ankommen. Und auf die Gegebenheiten. „Wenn die Schanze perfekt ist, wird das Niveau nach oben schießen.“
Zu seinem Sport ist Millauer durch seinen Bruder und einen Cousin gekommen. „Alles, was ich dann noch wollte, war Snowboarden.“ Heute ist er froh darüber, dass er auf Drängen der Eltern die Bundessportakademie absolviert hat. Mittlerweile ist er Profi, was dank seiner Sponsoren möglich ist. Weil viel auf Achse, komme er immer wieder gerne heim nach Molln: „Wenn ich über die Stefaniebrücke fahre, fühle ich mich zu Hause. Für mich ist allein die Mollner Luft etwas ganz Besonderes.“ Peking soll nicht der Schlusspunkt sein. „Solange ich das Niveau halten und auf das Podest fahren kann, werde ich weitermachen.“ Im Übrigen hofft er, dass Freundin Anna und er Junge für den Sport begeistern können. International gesehen sei Snowboarden eine riesige Sache.
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