1984 hat Döcker die Lehrabschlussprüfung für Koch abgelegt, demnächst muss er im neuen Metier wieder viel Fachwissen beweisen. Die Prüfung besteht aus Praxisprojekt, Fachgespräch und Pflanzenstraße. Dabei werden aus einem Pool von mehr als 1.000 Pflanzen 50 Exemplare aufgelegt, die auf Deutsch und Latein zu benennen sind. Der Schlehdorn/Prunus spinosa vielleicht. Oder die Baumhasel/Corylus colurna. Pro Pflanze gibt es drei Punkte. Döckers ehrgeiziges Ziel liegt zwischen 140 und 150.
Nur sehr gut
Die Berufsschule hat Döcker soeben mit lauter Sehr Gut im Zeugnis abgeschlossen. Eine Umstellung sei das schon gewesen, erzählt er. „In meinem Alter musste ich wieder Lernen lernen.“ Für die Berufsschule 10 in Linz ist er voll des Lobes: „Sie ist top ausgestattet, und es wird sehr praxisorientiert unterrichtet.“ Auch sei er überaus freundlich aufgenommen worden.
Aufgewachsen ist Döcker in Alhartsberg (Bez. Amstetten). Nach Oberösterreich hat es ihn über die Kochlehre im Hotel Bishofsberg in Windischgarsten verschlagen. „Und wegen der Liebe bin ich hängen geblieben.“ Seit 1986 ist er mit Franziska verheiratet, die zwei Kinder sind mittlerweile erwachsen. 1989 haben sich die Döckers in Spital am Pyhrn (Bez. Kirchdorf) niedergelassen, rund um ihr Haus ist viel Platz zum Garteln.
Gastronomie und Hotellerie
42 Jahre war Döcker in verschiedenen Funktionen in Gastronomie und Hotellerie tätig, etwa die Hälfte davon als Hotelleiter der Villa Sonnwend National Park Lodge in Roßleithen. Diese Zeit bezeichnet er als den wichtigsten und spannendsten Abschnitt in seinem Berufsleben. Es sei darum gegangen, mittels sanftem, umweltfreundlichem Tourismus neue Gästeschichten für die Region zu gewinnen. Das habe seiner Liebe zur Natur entsprochen, erinnert er sich. Und die habe ihn schließlich zum Wechsel bewogen.
Zurück zur Natur
Harald Leitner, Chef einer Gartenbaufirma in Frauenberg (Bez. Bruck-Mürzzuschlag), habe ihm eine Chance gegeben: „Probier’s drei Tage, dann siehst du es eh.“ Er ist geblieben und pendelt seither in die Steiermark. Viel habe er bereits gelernt, sagt Döcker, namentlich von Gärtnerin Susi Nibio. „Wir machen alles, was der Architekt rund um das Haus nicht mehr macht“, beschreibt Döcker seinen neuen Job. Es gebe einen neuen Gartentrend. „Die Zeit der Thuje ist vorbei, es geht wieder zurück zur Natur.“ Gefragt seien etwa Vogelschutzhecken oder insekten- und bienenfreundliche Stauden und Wildgehölze.
Auf Plobergers Spuren
„Karl Ploberger hat seine Spuren hinterlassen“, sieht Döcker im Bio-Gärtner aus Oberösterreich einen wichtigen Richtungsweiser. Döckers Horizont reicht über seine von Bergen umgebene Heimat hinaus. Er reist gerne, unterstützt Schulprojekte in Nepal, orientiert sich bei seiner Arbeit am bengalischen Philosophen Rabindranath Tagore: „Wer Bäume setzt, obwohl er weiß, dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird, hat zumindest angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen.“
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