Höhenluft stärkt Herz und Kreislauf

Silke Kranz: Erholsame Selbsterfahrung in Dachstein-Region
Schon kurze Aufenthalte in den Bergen zur Erholung aktivieren die Abwehrmechanismen und stärken Immunsystem

Heute schreibe ich Ihnen aus dem Paradies. Jede/r von uns hat hoffentlich so einen Platz, wo einfach alles gut ist. Wo der Stress innerhalb von Sekunden abfällt, man endlich wieder richtig durchatmen kann, sich Knoten im Kopf von selbst auflösen und sich Entspannung ohne kostspieliges Wellnessprogramm einstellt. Kurz, ein Ort, wo man seinen Alltagsrucksack einfach abstellen kann. Für mich ist dieser Ort eindeutig Ramsau am Dachstein.

Ich hatte das Glück, die Semesterferien mit meinem Sohn hier verbringen zu dürfen. Nun ist es natürlich Geschmacksache, wo man am besten abschalten kann, aber die Vorteile der Bergluft sind auch wissenschaftlich bewiesen. So zeigt eine Studie der Universität Zürich, dass Höhenluft sich positiv auf unser Herz-Kreislauf-System auswirkt. Pro eintausend Höhenmeter sinkt das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, um zwölf Prozent. Natürlich reicht dafür eine Woche Skiurlaub mit täglichem Après-Ski nicht aus, am besten wäre es, in den Bergen geboren zu sein und auch dort zu leben. Selbst Menschen, die sich im späteren Leben in der Ebene ansiedeln, haben noch ein geringeres Risiko für einen Herzinfarkt im Gegensatz zu „Flachländern“.

Vorteile

Dennoch gibt es auch kurzfristige Vorteile durch einen Aufenthalt in der Höhe. Die trockene Luft und die erhöhte Sonneneinstrahlung aktivieren unsere Abwehrmechanismen und schützen so unsere Gefäße und stärken unser Immunsystem. Auch Allergiker und chronisch Lungenkranke profitieren von der Bergluft, nicht umsonst sind viele Luftkurorte hoch gelegen. Gibt es dann noch Bergstollen für Atem-Einheiten, führt diese einfache Luft-Therapie häufig zu einer dauerhaften Linderung der Beschwerden. Aufenthalte in höheren Lagen sind selbst aus ernährungsmedizinischer Sicht zu empfehlen.

Dr. Silke Kranz ist Sport- und Ernährungsmedizinerin in Bad Zell.

Kranz: Auch Allergiker und chronisch Lungenkranke profitieren von der Bergluft

In einer Untersuchung der Uni München konnte gezeigt werden, dass es allein durch die Höhe zu einer Gewichtsabnahme kommt. Übergewichtige Personen wurden eine Woche lang auf der Forschungsstation der Zugspitze beobachtet. Sie durften keinerlei Sport betreiben und nahmen trotzdem durchschnittlich eineinhalb Kilogramm ab.

Drei richtige Mahlzeiten

Der geringere Sauerstoffgehalt aktiviert offensichtlich die Ausschüttung unseres Sättigungshormons Leptin, welches zu einer Appetitzügelung führt. Nun stellen Sie sich einmal vor, was erst die Kombination Sport und Höhenluft ausmachen kann! Das habe ich in dieser Woche selbst an meinem Sohn und mir beobachten können. Wir führen regelmäßig Diskussionen über die Wichtigkeit des Frühstückens und die Unwichtigkeit des Naschens und Knabberns zwischendurch. Bei diesen Diskussionen muss ich mich übrigens selbst an der Nase nehmen. Jedenfalls hatten wir in den vergangen Tagen beide Hunger und Lust auf drei richtige Mahlzeiten und kein Verlangen nach ungesunden Snacks. Das liegt zum Teil sicher auch an den Benefits der Höhenluft, die die mentale Seite betreffen. Denn auch die Ausschüttung unseres Glückshormons, des Serotonin, wird positiv beeinflusst. Dadurch verbessert sich unsere Stimmungslage und wir sind weniger gefährdet, uns dem Frustessen hinzugeben.

Nachdem ich nun so ausführlich argumentiert habe, folgen Sie einfach dem Ruf der Berge und schauen Sie sich das Ergebnis an. Dazu habe ich ein Zitat von Reinhold Messner gefunden: Wir steigen nicht auf Berge, um Gipfel zu erreichen, sondern heimzukehren in eine Welt, die uns als ein nochmals geschenktes Leben erscheint.

Silke Kranz ist diplomierte Ernährungs- und Sportmedizinerin und Ärztin für Allgemeinmedizin in Bad Zell.

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