Hexenzaubertrank mit Bitterwurz

Seppy und sein Dankbarkeitsbüchlein
Hoffentlich bekomme ich auch ein neues Leiberl. Wir werden sehen. Weil ich von „sehen“ schreibe: Ich sehe jetzt viel mehr als sonst, denn ich habe viel Zeit zum Beobachten. Und da fällt mir auf, wie viele Kinder – und noch mehr große Leute – ziemlich unzufrieden und grantig dreinschauen. Dabei haben wir es doch gerade ziemlich gut: Ferien, Urlaub, Spaß, genug zu essen, ein Eis in der Hand, eine Familie, Freunde. Und trotzdem schaut es bei manchen aus, als hätten sie einen Schluck Hexenzaubertrank mit Bitterwurz getrunken.
Das Dankbarkeitsbüchlein
Warum? Vielleicht weil andere etwas haben, das sie selber gern hätten: Ein schnelleres Fahrrad, einen bunteren Rucksack, ein besseres Handy? Ehrlich gesagt, mir geht es ja auch so. Ich hätte auch gern manches, das andere haben. Aber zum Glück sieht man mir das nicht an, denn ich kann mein Gesicht nicht verziehen. Unsere kluge Omama aber merkt trotzdem, was ich denke. Sie hat mir ein kleines Notizheft gegeben und dazu gesagt: „Schau, das ist ein Dankbarkeitsbüchlein. Da schreibst du jeden Tag die Dinge hinein, für die du dankbar bist.“
Ob mir da jeden Tag etwas einfällt?, war ich zuerst unsicher, aber dann habe ich gemerkt, es gibt so vieles zum Dankbarsein. Schon nach ein paar Tagen war das Heft vollgeschrieben. Und wenn ihr auch manchmal grantig seid, dann versucht es doch mit so einem Dankbarkeitsbüchlein. Übrigens: Schreiben üben kann man dabei auch.
Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters
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