Hertha Wels ist der Titel nicht mehr zu nehmen

Die Welser (in Schwarz) mussten sich zuletzt den Sieg gegen Vorwärts Steyr schwer erarbeiten
Fußball ist im besten Fall Spektakel und immer auch für Überraschungen gut. Normalerweise werden Trainer wegen Erfolglosigkeit gefeuert, anders in Wels. Der dortige FC Hertha steht kurz vor dem Meistertitel in der Regionalliga Mitte samt Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse – und der Chefcoach schmeißt von sich aus hin. Vor seinem größten Karriereerfolg gibt Reinhard Furthner (38) den Job auf.
Die Entscheidung sei ihm nicht leichtgefallen, gibt er zu. Lehrberuf und Privatleben seien jedoch mit Profifußball nicht vereinbar. Furthner war in die Nachfolgersuche eingebunden. Im 40-jährigen Christian Heinle habe man „einen absoluten Fachmann und Teamplayer“ gefunden, ist Sportvorstand Rene Swete überzeugt: „Das war für uns die absolute Wunschlösung.“ Heinle bringt Zweitliga-Erfahrung mit. Von Anfang 2021 bis Februar 2023 war er in verschiedenen Funktionen bei der SV Ried tätig, zuletzt als Cheftrainer.
Nachwuchszentrum
In den vergangenen knapp zwei Jahren war Heinle für den Aufbau des Nachwuchszentrums Wels hauptverantwortlich. Dass in so kurzer Zeit eine professionelle Fußballakademie entstanden sei, mache ihn stolz: „Ich verlasse ein Projekt, das mir sehr am Herzen liegt.“ Aber: Neue Aufgabe, neues Feuer. Er verspüre, sagt er, große Vorfreude auf die ihn erwartende Herausforderung. Die da lautet: „Mit Leidenschaft, Hingabe und festem Willen uns im professionellen Fußball etablieren zu können.“

Amikaler Wechsel: Christian Heinle (li.) folgt Reinhard Furthner.
Vorerst möchte allerdings Furthner noch sein Meisterstück machen. Das Restprogramm: Nach dem Gastspiel Samstag bei Rieds Jungen Wikingern kommen zuerst die abstiegsbedrohten Vöcklamarkter und danach Wallern/St. Marienkirchen nach Wels, ehe es zum Finale nach Treibach in Kärnten geht. Läuft es nach Wunsch und Plan, sollte da bereits alles klar sein. „Wir sind in einer Top-top-Ausgangslage“, räumt Swete ein, steigt sogleich aber auf die Euphoriebremse: „Obwohl es nur noch ein kleiner Schritt ist, ist noch nichts geschafft.“
Volle Konzentration statt Übermut ist angesagt. „Wir werden in jedes Spiel gehen, gewinnen zu wollen.“ Aber es gebe keine einfachen Gegner, wie sich zuletzt gegen Vorwärts Steyr gezeigt habe. Der 3:1-Sieg gegen den Tabellenfünfzehnten musste hart erarbeitet werden, der alles entscheidende dritte Treffer gelang erst in Minute 90.
Union Raika Wels
Wels kickte bereits einmal in der Beletage. In den 1980er-Jahren gelang der Union Raika dank Aufstockung der obersten Liga auf 16 Klubs der Sprung in die Erstklassigkeit. Eine Vielzahl klingender Namen wurde engagiert, überraschend sogar die Klasse gehalten. Doch alsbald platzten die aufgeblasenen Träume – der Verein musste Konkurs anmelden, stürzte in die Niederungen des Unterhauses ab, ging schließlich in der Fusion mit Eintracht auf.
Dieses Mal soll alles professionell und solide ablaufen. Im Fall des Aufstiegsfalles werde es wohl ein paar personelle Adaptionen brauchen, sagt Swete, „aber das im Vorjahr errichtete Grundgerüst steht bereits“. Solange alles offen und nichts entschieden ist, wird jedoch weiterhin zweigleisig für die zweite wie für die dritte Liga geplant.
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